LITTLE FEAT – Under The Radar; BOX TOPS – Tear Off! :: SPV; LOUDSPRECHER/INDIGO

Eines ist diese LP gewiß: eine ganz passable Rock-Platte. Eines aber ist sie nun ganz gewiß nicht: ein Little Feat-Album. Da mögen sich Paul Barrere und Fred Tackett noch so mühen, weder per Gitarre noch per Stimme kommen sie der Magie Lowell Georges auch nur annähernd auf die Spur. All ihr Tun klingt verkrampft oder bestenfalls „so wie“. Natürlich kriegen Barrere und Kollege Bill Payne auch heute noch recht beachtliche Songs hin, und natürlich wird auf allerhöchstem Level musiziert – Schlagzeuger Richie Hayward spielt noch immer in einer Klasse für sich – aber wie gesagt, die Magie des verstorbenen Bandleaders fehlt halt an allen Ecken und Enden, so daß sich beim Hören Assoziationen zu den Little Feat der glorreichen „Sailin‘ Shoes“ oder „Dixie Chicken „-Zeiten partout nicht einstellen wollen.

Ein noch dubioserer Fall sind die Box Tops, die sich 30 Jahre nach ihrem sensationellen Debütalbum „The Letter/Neon Rainbow“ in Originalbesetzung – Chilton, Cunningham, Evans, Smythe, Talley – reformiert haben, um die Menschheit mit einem Album (von zwei Ausnahmen mal abgesehen) voller Coverversionen zu beglücken.

Daß der Stax- und Motown-Fanatiker Alex Chilton ein brillanter Songwriter ist, hat er nach dem Split der Box Tops mit Big Star und als Solist hinlänglich bewiesen. Und daher fragt man sich bei „Tear Off!“ natürlich, warum man nun ein Reunion-Album vorgesetzt bekommt, das zum Großteil alte R&B-Klopfer aus den Federn von Homer Banks, Willie Dixon, Bobby Womack oder Sam Cooke zu Gehör bringt, mögen diese auch durch den Einsatz der Memphis Horns veredelt worden sein. An genügend Zeit, um neue Songs zu schreiben, hat es den fünf Musikern ja nun wirklich nicht gemangelt. Aber vielleicht wollte man so nur noch schnell die Rente sichern.

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