Live At The Cellar Door :: Ein Solo-Auftritt von 1970 im Rahmen der „Performance Archives“

Im direkten Vergleich vielleicht nicht ganz so epochal wie Bob Dylans berühmte „Bootleg Series“, hat Neil Young in den letzten Jahren doch eine ganze Reihe großartiger Konzertmitschnitte aus den „Performance Archives“ seiner Karriere geholt. „Live At The Cellar Door“, eine Zusammenstellung aus sechs Auftritten, die Young zwischen dem 30. November und 2. Dezember 1970 in intimer Atmosphäre nur zu akustischer Gitarre und Piano in einem Washingtoner Club gab, ergänzt die Ausgrabungsarbeiten um ein weiteres wunderbares Live-Dokument. Nicht zuletzt, weil Young in dieser Phase – „After The Gold Rush“ war im Sommer desselben Jahres erschienen – viele seiner allerbesten Songs schrieb, darunter auch Stücke, für die er erst auf „Harvest“ und „On The Beach“ den passenden Albumkontext fand.

So hört man eine konzentrierte Version von „Old Man“ sowie eine schmerzlich-schöne Frühform von „See The Sky About To Rain“, in der der damals 25-jährige Singer/Songwriter bereits die Untiefen seiner Psyche erkundete. Von geradezu feierlicher Depression sind auch „Expecting To Fly“ und das Trennungslied „Birds“. Selten klang Young so verwundbar wie hier. In seinem weinerlichen Winselton vibrieren die manische Verzweiflung eines Greises ebenso wie das Staunen eines Kindes, das noch jede Gefühlswirrnis ohne einen Selbstschutz durchlebt. „Tell Me Why“ und „I Am A Child“ werden mehr oder minder studiogetreu dargeboten. Einzig die Idee, „Cinnamon Girl“ auf dem Klavier zu begleiten, erweist sich doch als äußerst holprig. Die Kifferballade „Flying On The Ground Is Wrong“ beweist schließlich, dass Neil Young schon bei Buffalo Springfield der Songwriter mit dem am besten ausgeprägten Melodiegespür war. (Reprise/Warner) MAX GÖSCHE

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