LIVE FLESH von Pedro Almodóvar :: ab 7. Mai

Wie einst der selige Rainer Werner Faßbinder bewegt Pedro Almodóvar sich in all seinen Melodramen auf dem schmalen Grat zwischen Kolportage, Groschenroman und großer Kunst Mit „Live Flesh“ ist ihm jetzt grandioser Trash geglückt – oder wie Tarantino sagen würde: perfekter pulp. In den Sechzigern wollte Deutschlands Underground-Wunderkind Werner Schroeter nur noch Höhepunkte drehen – und auch Spaniens Enfant terrible gibt sich nicht mit den Niederungen des Alltags ab. Seine Figuren leben für den Moment; sie nutzen die Chance die sie nicht haben.

Spanien, in grauer Franco-Vorzeit: Ein Bus rast durch die Nacht. Fast einzige Passagierin ist eine hochschwangere Prostituierte auf dem Weg in ein HospitaL Die Zeit reicht nicht – Victor wird im Bus geboren. Medienrummel und ein Freifahrschein auf Lebenszeit: Sonst bleibt nichts hängen. Zwanzig Jahre später ist Victor (Liberto Rabal) ein Kleinganove, zu dessem höchsten Glück ein Quickie mit der reichen Elena (Francesca Neri) auf dem Klo einer Diskothek gehört. Als er sich in ihrer Wohnung an sie ranmachen will, zeigt sie ihm die kalte Schulter und ruft die Polizei. Beim Schußwechsel bleibt der Beamte David (Javier Bardem) querschnittsgelähmt liegen, Victor landet im Knast. Ständig schlägt Almodóvar verblüffende Salti: Im Gefängnis muß Victor am Fernseher beobachten, wie der inzwischen mit Elena verheiratete David bei den Paraolympics als Basketballer im Rollstuhl zum Nationalhelden wird und wahre Triumphe feiert. Wieder in Freiheit bandelt Victor mit Clara (Angela Molina), der Frau von Davids Ex-Kollegen an. Und auch Elena zeigt wieder Interesse.

Daß dieser wunderbar schrägen Geschichte ein Roman der US-Krimiautorin Ruth Rendell zugrunde liegt, ist kaum zu glauben. Gedreht in grellen, bunten Farben und mit grenzenlosem Spaß am Overacting hat Almodóvar die Story zwischen Herz und Schmerz seinem radikalen Personalstil einverleibt. Ein Knaller des Jahres! Pedro hat euch lieb!

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