Liz Phair – Somebody’s Miracle
Schon klar: Das Mädchen kann nicht ewig rioten. Wer seine angry-girl-Musikerin-Persona schon mit zwölf Jahren die Vorzüge des fuck and run praktizieren läßt und sich selbständig das Krönchen der Blowjob-Queen aufs Haupt drückt, muß ja zwangsläufig beizeiten etwas ruhiger und, nun ja, anständiger werden. Schon auf Liz Phairs letztem, sclbstbetitelten Album von 2003 war der Dreck unter den schiefgebissenen Tomboy-Fingernägeln verschwunden und nichts mehr von den spröden „Exile In Guyville“-Anfängen von 1993 zu hören: Liz flirtete nun mit Teenie-Pop und wirkte dabei leider wie eine erwachsene Frau, die mit schlecht gelegenem Geburtsdatum in der Schüli-Disco Abiturienten aufreißen will. Immerhin enthielt „Liz Phair“ mit „H.W.C.“ (für hot white cum) noch ein heiteres Ejakulations-Singalong.
„Somebody’s Mirade“, mit dem Phair wohl nicht mehr auf die Avril-Lavigne-Kundschaft, sondern mehr in Richtung John-Mayer-Freunde schielt (dessen Produzent John Alagia auch an einigen Songs mitwirkte), ist frei von allem Ordinären – unangenehm zahm, reif und leider recht langweilig klingt das Ergebnis. Zu glattgeschmirgelten Pop-Melodiechen, catchy, aber fad, singt Liz Phair weitgehend Harmlosigkeiten über Frösche, in denen Märchenprinzen stecken und wahre Liebe, die – leider kein Scherz – wie ein Regenschirm sei, wenn es regnet. Vor allem der Titeltrack geizt nicht mit Abgeschmacktheiten wie „Watch a couple stay close/ It’s like the bloom of a rose“.
Umso bitterer ist diese unverhohlene Ranschmeiße an den Kuschel-Mainstream, wenn zwischendurch mit „I Got My Own Thing“, einem wunderbar nonchalanten Boy-Abgesang, und dem fast garstigen „Why I Lie“ unter all diesem Alternative-Adult-Pop-Kitsch aufscheint, wozu auch eine erwachsene Liz Phair fähig wäre.
„There will always be some kind of crisis for me“, singt sie in der unerträglich versimpelten Trinker-Klage „Table For One“ davon würde man so viel lieber hören als von diesem ärgerlich harmlosen Schmusibusi.