Liz Phair – Whitecocolatespaceegg

Seit eine Praktikantin den amerikanischen Präsidenten „Sweetie“ nannte, hat die Zärtlichkeit gesiegt In der Bill-Monica-Story kam zarteste Romantik zum Vorschein: Erröten im Oval Office, heimliche Geschenke zwisehen Tür und Angel, Romeo-und-Julia-Zitate auf Papierservietten!

Die Sturmgeschütze des Postfeminismus waren schon vorher abgebaut worden: Courtney Love scheint einen Benimmkurs absolviert zu haben, das ehemalige „Material Girl“ Madonna ist Mutter und Mystikerin, Polly Harvey hat sich in Emily Bronte verwandelt Die Stimmung ist versöhnlich und spirituell am Ende dieses Jahrzehnts, der Postfeminismus verblaßt, es bleiben Kriesgerinnerungen. Zum Beispiel die Geschichte von Liz Phair, die vor sechs Jahren mit einem einzigen Satz einen kleinen Skandal provozierte: „Fuck you till your dick is blue.“

Heute zählt nur noch die Liebe. Liz Phair weiß das. Statt wundgescheuerter Geschlechtsorgane gibt es Balsam für wunde Seelen. Ihrre neues, drittes Album ist etwa so: Man sitzt am Nachmittag in einer Hafenbar, vom Meer kommt ab und zu ein kühler Hauch, und eine gute Freundin erzählt Geschichten. Es geht um komische und traurige Begegnungen, zum Beispiel zwischen Männern und Frauen, der Barmann redet ab und zu dazwischen, und irgendwann ist es spät geworden. Man verabschiedet sich ironisch-milde: „Love is nodiing like they say…“

Nach Babypause und Selbstbesinnung ist Liz Phair zu dieser guten Freundin geworden – „fuck“ kommt nach meiner Zählung auf dem ganzen Album nur einmal vor, „love“ schon öfter. Vielleicht ist „Perfect World“ mit seiner versöhnten Grundstimmung das repräsentative Stück dieses Albums: ein holzgeschnitztes Folk-Klampf-Lied, Liz Phair singt über die Unzulänglichkeiten des jeweils eigenen Lebens, aber ihre Stimme ist unendlich entspannt. Eine Platte mit fast meditativer Aura. Liz Phair ist einmal mehr auf der Höhe der Zeit. 3,5

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