Lou Reed :: Coney Island Baby
Remaster-Edition der Platte aus Lous nicht liquider Phase.
Glückliche Siebziger! Lou Reed brachte alle paar Monate eine Platte heraus, und manche waren sogar gut. Zum Beispiel „Coney Island Baby“, 1976. Davor hatte Reed „Metal Machine Music“ aufgenommen, „which had had an unusual high number of returns and was taken off the market in 3 weeks“, wie er sich ungern erinnert. „I had no money and no guitars. The roadies had taken them when they hadn’t been paid.“ Der Typ von der Plattenfirma, ein Freund von Lou, nahm ihm das Versprechen ab, kein „Son Of Metal Machine Music“ aufzunehmen. Reed „had not had my taxes paid for the last 5 years“. Dann rief der Typ von der Plattenfirma an und sagte: „Okay, pick a Studio and go in and make a rock record.“ Lou: „And so I did.“
So kaltschnäuzig lapidar kann nur Lou Reed sein. „Coney Island Baby“ ist bester Reed-Rock – es spielen Bruce Yaw, Michael Suchorsky und Bob Kulick. Die trockenen Stücke werden manchmal von einem albernen Background-Chor begleitet, aber Lou haut wie beiläufig seine Straßenpoesie heraus. „Charlie’s Girl“, „She’s My Best Friend“, „Kicks“. Und dieser aufreizende Sprechgesang! Lou Reed hat nicht viele Nachfolger unmittelbar inspiriert (allerdings ausgerechnet David Bowie!) – doch diese brutalen, hingeworfenen, mit Verachtung vorgetragenen Songs sind Rock ohne Roll, sinister, nachtschwarz, cool. Natürlich hören alle immer nur „Transformer“, wenn überhaupt.
Schon wahr, „Coney Island Baby“ ist schnodderig, kalt, zynisch. Erst beim lyrischen, linden „Coney Island Baby“ wird es unvermutet gefühlig. Drei Songs wurden ergänzt, drei andere gibt es in anderen Versionen. Keine Songtexte. Aber Paul Nelsons ellenlange Besprechung aus dem Rolling Stone, die mit dem Satz schließt: „You can play on my team any day, Lou.“ War damals auch ein fröhlicheres Geschäft.