Lou Reed – Perfect Night-Live In London

Der Rock der alten Säcke funktioniert auf zwei Weisen. Das eine Prinzip ist die ewige Ausweitung und Aufblähung des Materials, auch genannt struttin’your stuff. Nach dieser Methode verfahren etwa Aerosmith, Page 8C Plant, Status Quo, Saga, Journey, Jethro lull und überhaupt die meisten. Das andere Prinzip ist die Verfeinerung, die Verkünstelung und Konzentration. Nach dieser Methode verfahren etwa Elvis Costello, Bob Dylan, Randy Newman und John Cale, die Größten also. Und natürlich Lou Reed.

Der begnadete Unsympath und grumpy old man, alter Sack schon seit 20 Jahren, hat sich vom Tier zum Technokraten gewandelt und macht spätestens seit „Magic & Loss“ Musik für HiFi-Fetischisten und Gitarrenhändlec Zu, J&fectNight -LiveIn London“ schreibt er folgende Erweckungsgeschichte: „And then I dicovered that I could plug straight into one of my amps and that was the sound I wanted to hear: amplified purity.“ Das ist auch das, was wir hören wollen. Aber nicht unbedingt im gemächlichen Gniedel-Ton des Altmänner-Trios Mike Rathke, Fernando Saunders und Tony Smith, die das sonore Geknödel Reeds duldsam begleiten. Musiker spielen hier für sich selbst, das Publikum stört kaum.

Perfekt ist nichts anderes als das Gegenteil von inspiriert, und so knarzt sich Onkel Lou mit seinem Amplifier durch „I’U Be Mirror“ und „Perfect Day“ und „Vicious“, ohne den Songs Neues abzugewinnen außer einer trokkenen Knorrigkeit, sowie durch eher unwichtige Songs wie »The Kids“, „Talking Book“ und „Sex With Your Parents“. Das ist Rock mit Lesebrille für Leute, die Rock’n’Roll nicht mehr hören wollen, Rock für Leser von Musiker-Fachzeitschriften, die über die richtige Saitenbespannung streiten. Klingt kostbar. Klingt durchdacht. Klingt tot Ist perfekt. Das „Meltdown Festival“ in London ist der genuine Ort für alte Rocker, ihre neuen Ambitionen zu probieren. Hier hat schon

Costello mit Bill Frisell seine alten Songs zerdehnt und zerstört Lou Reed sollte sich ein Konzert seines alten Konkurrenten John Cale anhören. Der begabtere Songschreiber steht wie ein Berserker auf der Bühne und hat keine Kunst im Sinn. Er rockt Dabei wurde „Rock’n’Roll“ doch wohl von Lou Reed geschrieben. 2,0

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