Lou Reed

Spanish Fly – Live In Spain

Sony

Es würde nicht überraschen, wenn Lou Reed in Puschen auf die Bühne käme. An jenem lauschigen Abend beließ er es bei Jogging-Hose und schwarzem T-Shirt, ein viriler, sehniger, reptilartiger Überlebender. Mit ihm: Mike Rathke an der zweiten Gitarre, Fernando Saunders am Baß, Tony Smith am Schlagzeug und die wie stets betörende Jane Scarpantoni am Cello. Das Programm – Klassiker in überlangen Versionen – deutet auf onanistisches Gegniedel. Doch Reed, der die Erinnerung an ein Lächeln sehen läßt, dirigiert ebenso trockene wie faszinierende Versionen von „Modern Dance“, „Venus In Furs“, „Sweet Jane“, „Romeo Had Juliet“, „Satellite Of Love“, „The Blue Mask“, „Perfect Day“ und „Walk On The Wild Side“. Schwarz und poetisch, wie die Gitarrensoli glänzen und die Scarpantoni das Sentiment in die Freiräume gießt. Reed begräbt den Rock’n’Roll als Musik junger Menschen – während die Rolling Stones ewig die Wonnen der Libido feiern, erzählt dieser böse alte Mann von den Abgründen und Wirren der Liebe und ein paar flüchtigen Momenten vor verdammt langer Zeit.