Louis Philippe – Live/Stuart Moxham & Louis Philippe – The Huddle House
Eben erst erschien Louis Philippes neues Album, „An Unfknown Spring“ – nun bringt der sonst gemächliche Exil-Franzose zwei weitere Alben heraus. Bei „The Huddle House“ ist er allerdings nur beteiligt als Gast und Ko-Arrangeur der Lieder von Stuart Moxham, einst Mitglied von Young Marble Giants – an die ja kürzlich erinnert wurde, weil ihr einziges Album wieder aufgelegt worden war. Anstelle der Minimalismen von 1980 setzt Moxham heute fein ziselierte und exquisit instrumentierte Miniaturen, Kammer-Pop der Art, wie ihn die späten XTC so meisterlich vorführten. Philippe assistiert dem Freund an der Gitarre und mit Gesangsharmonien; die Songs sind robuster und weniger ätherisch als Philippes eigene Arbeiten.
Das Live-Doppelalbum wurde 2004 im Sendesaal von Radio Bremen und bei einem Konzert in London, Bush House (zwei Stücke stammen allerdings von einem früheren Konzert im Spitz), aufgenommen. In Bremen singt Philippe nur zur Piano-Begleitung von Danny Manners und weniger süßlich als in England, wo die Instrumentierung (Flöte, gar eine Melodica!) dank David Longdon ein wenig üppiger, der Vortrag artifizieller ist. Hier wie da bringt Philippe Brian Wilsons „I Just Wasn’t Made For These Times“, einen Song, der als Motto über seinem Schaffen stehen könnte. Wie immer bringt dieser Schamane des Schönklangs die Songs an den Rand des Zerbrechlichen, Verzärtelten; gerade bei den Chansons („Martine“!) in französischer Sprache fließt die Musik aber selbstverständlich, wirkt die Kopfstimme nicht so manieriert. „When Georgie Died“ ist eine Ballade über den kultisch verehrten Fußballspieler, die Philippe hier im Stil von Stephen Duffy vorträgt – wahrlich ein gewolltes Sujet für den Schwärmer und Ästheten. Pizzikater Pop wie „The Wonder Of It All“ perlt munter dahin. Großartig die beiden Fassungen von „Nightingales“ von Prefab Sprout. Und als Archivar, ja Gedächtnis des quasi-mediävistischen Kunstliedes hält Philippe manche Preziose bereit.
Zwar ist Louis Philippe nicht für die Zeit gemacht und nicht für die Verwertungsmechanismen, denen Musik heute unterliegt – aber als Unterhaltungskünstler und Conferencier im subtilsten Sinne kann er sich hier durchaus behaupten. Keine schlechte Entscheidung, das Kämmerlein zu verlassen.