Louis XIV – Slick Dogs And Ponies :: Epische Glam-Psychedehk, waghalsig und erstaunlich souverän

Bei dem Debüt von Louis XIV hat man ja vor allem über Sex geredet. Die Kopulationslyrik, der protzige Gestus, dazu natürlich die schwitzig-verruchte Musik, die direkt aus einem dunklen Orgienkeller zu kommen schien: Man konnte ja nichts anderes sehen. Sänger, Schreiber, Gitarrist und Produzentjason Hill war ein bisschen maulig, weil man nicht zuerst seine wirklich bemerkenswerte Produktionskunst bemerkte, aber, ehrlich: Er hatte selber Schuld.

Das zweite Album des Quartetts aus San Diego könnte es richten. Hill baut seinen Glam-Musealismus aus und hält sich nun eher an David Bowie als an Marc Bolan. Gleich das erste Lied, „Guilt By Association“, ist fabelhaft. Louis XIV klingen wie Sweet im Gruselkabinett, die Queen-artigen Chöre und Gitarren wirken wohl episch, vor allem aber irgendwie bedrohlich, und Hill inszeniert insgesamt seine eigene Rocky Horror Picture Show. Auch das zweite Lied, „Air Traffic Control“, gelingt – Major Tom ist nicht weit, das psychedelische Drama nimmt zu einer fett bandgesättigten Spät-Sechziger-Produktion seinen Lauf.

Beim dritten Lied führt Hill dann wieder jenen Sprechgesang auf, der für das Debüt so prägend war, unter einem verdreckten AC/DC-Riff und mit den hier obligaten Soul-Sängerinnen – selbst die machen einem eher Angst als schöne Augen. Auch danach ist vieles gut und experimentell und waghalsig, selbst wenn das Niveau nicht ganz hält. Geschenkt! Louis XIV sind souveräner, gefährlicher und durchtriebener als viele ähnliche Bands aus dem UK, und das ist es, was man sich merken soll. Das mit dem Sex kommt dann ganz von selbst.

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