Lucinda Williams :: Car Wheels On A Gravel Rood

Die Elogen und Superlative, die dieser Veröffentlichung vorauseilten: Sie müssen sie nicht vergessen. Weil alle stimmen. Lucinda Williams schreibt immer noch Songs, die – ob Reminiszenz oder Gegenwartsbewältigung – stets den emotionalen Kern ihres Anliegens treffen, ohne ein Jota kitschig zu wirken. Und sie singt diese 13 Songs vor allem mit einer Stimme, die noch die schönste Metapher

doch nur für das Scheitern von Sprache stehen läßt. Selbst die besten Coverversionen, die sicher kommen werden, dürften an diesen Originalen scheitern.

Ein Mirakel ist „Car Wheels On A Gravel Road“ gerade im Lichte seiner Genese. Über fast sechs Jahre schleppte die zweifelnde Perfektionistin Williams das Rohmaterial zu diversen Helfern, durch diverse Studios. Doch das Ergebnis klingt so stimmig, gelöst und homogen, als wäre es einer lockeren Wochenend-Session entsprungen. Ein Verdienst gewiß auch von Roy Bittan (ehemals E-Street Band), der ein letztes Wörtchen mitreden durfte, dabei den in Nashville unter der Ägide des Twangtrust (Steve Earle & Ray Kennedy) eingespielten basictracks nicht die Unmittelbarkeit nahm, nicht den Überblick verlor – und doch entscheidende Detailarbeit leistete.

Erstaunlich auch, daß Williams, die ungekrönte queen ofdeniaL, die Songs immer noch gern mit Zeilen wie „You can’t depend on anything, really“ anfangen läßt, ihre Rückmeldung mit dem vergleichsweise optimistischen „Right In Time“ einläutet Sehnsucht und die eindeutig angedeuteten Freuden der Masturbation klangen nie so sinnlich. Allein, wie sie ein ums andere Mal „Oh my baby“ phrasiert!

Das Finale gehört dennoch ihrer ersten großen Liebe, dem Blues. Mit einem wuchtig-primitiven Stomper reklamiert sie joy“; und im abschließenden Akustik-Stück Jackson“ geht sie auf Wanderschaft – Lafayette, Baton Rouge, Vicksburg -, scheinbar immun gegen die Wunde, die die letzte Liebe gerissen hat: „I don’t think Fll miss you much“, singt Lucinda Williams. Doch diese Stimme kann nicht lügen. Diese nicht. 4,5

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