Lucky Jim – All The King’s Horses
Es gibt Menschen, nette Leute und Musikliebhaber, die mögen Lucky Jim – auch wenn der Name nach einem Glücksspielautomaten klingt. Gerne wird dem britischen Duo nachgesagt, es sei romantisch und stehe in der Tradition von Dylan, Cohen und Gainsbourg. Doch Ersteres darf bezweifelt werden und Letzteres geht natürlich entschieden zu weit: Der Songwriter, Gitarist und Keyboarder Gordon Grahame und sein Schlagzeuger Ben Townsend mögen ziemlich altmodischen Idealen anhängen – zu Klassikern werden sie deshalb noch lange nicht. Ihre Vorstellung von Romantik entspricht auch eher dem, was man unter „Romantik-Hotel“ versteht. Ein Summen im Kopf, das ihnen sagt, wenn sie in „Love’s Sweet Song“ eine Mandoline als kuscheligen Stimmungsmacher einsetzen müssen. Ein watteweiches Gefühl im Bauch, das Songwriter Grahame den schmachtenden Text von „Let It Come Down“ diktiert: „I long for her/ The one I love/ Where can she be/ Over/ The mountains/ Over the sea.“
Von Liebe ist viel Rede auf „All The King’s Horses“, warum auch nicht. Doch Lucky Jim übertreiben so sehr, dass man sich bisweilen vorkommt wie in einer Rosamunde-Pilcher-Verfilmung: „No one knows how I love you/ No one knows how I care.“ Solche Banalitäten würden möglicherweise weniger nerven, wäre die Musik etwas abwechslungsreicher. Leider basieren fast alle Songs auf einem flott marschierenden Liedermacher-Schrammeln.
Die Produzenten Steve Osbourne und Phil Bodger haben sich alle Mühe gegeben, daraus einen episch sehnenden Sound entstehen zu lassen, indem sie kleine Details hervorgehoben haben. Hier ein kleiner, spanisch inspirierter Gitarrenlauf, dort ein geschmackvolles Akkordeon. In guten Momenten erinnert das an Al Stewarts „Year Of The Cat“. Blumfeld haben auf „Verbotene Früchte“ mit ähnlichen, allerdings weniger glatten Arrangements gearbeitet. Doch Jochen Distelmeyers Texte lassen eine andere, weniger abgegriffene Romantik zu.
Dass Gordon Grahame im Video von Sky Dumont gespielt wird, ist glücklicherweise nur ein Gerücht.