Luna – The Days Of Our Nights :: Beggars Banquet/Pias
Höhepunkte der Sinnlichkeit, das Gefühl einer schönen Nacht.
Sie haben’s getan. Mit ihrem fünften Album ist es Luna endlich gelungen, ihre vielen schönen Ideen zu einem superkompakten Album zusammenzufassen, bei dem kaum eine Note danebengeht. „Hello, Little One“ bringt einem mit dem mantra-artigen „carry on“ zart durch den dunkelsten Tag, die „Super freaky Memories“ versetzen einen schlagartig in Schulzeiten zurück. Zwölfjährige Madiematik-Genies, dumme Mädchen, selbst für Satan ist Platz. Seltsam sind sie immer noch, die Texte von Dean Wareham, aber selten waren sie so wunderbar nicht zu verstehen. Höhepunkt der unsinnigen Sinnlichkeit: „The Slow Song“, mit deutschen Warten, dem Gefühl einer schönen Nacht, ohne wirklichen Zusammenhang: „Durch Straßen bevölkert/ Wir laufen breit“ und „Engelshände säen Senfkörner des Wahnsinns“.
Manchmal, ganz selten, glitscht die Harmonie ins Belanglose ab, wird allzu seicht – und das ausgerechnet bei „Words Without Wrinkles“, wenn der Tod Einzug hält. „US. Out Of My Pants!“ wäre auch nicht nötig gewesen, Witze funktionieren bei Luna nicht wirklich. Doch selbst die schwächeren Songs sind von Paul Kimble so produziert, daß alles störungsfrei ineinander fließt. Effekthascherei findet trotz Cello, Trompete, Mellotron und mehr aus Justin Harwoods reichem Instrumentenschatz nicht statt.
All das ist schön und nicht so weit entfernt von dem, was Luna schon immer zur Lieblingsband jener gemacht hat, die’s gern ein bißchen traurig haben, aber nicht zu trübsinnig – ein wenig wirr, aber nicht zu befremdlich. Es ist das Ende dieses Albums, das signalisiert, daß Luna endlich groß werden wollen – und auch sollen. Hier ist sie, die erste „ernsthafte“ Band, die es wagt, Guns N‘ Roses zu covern. Nicht als Parodie. Nein, ganz sanft und als Fast-Schlaflied wird „Sweet Child O‘ Mine“ gegeben, ohne den albernen „Where do we go now“-Mittelteil freilich, dafür mit einer Zärtlichkeit, die kaum zu ertragen ist. Wenn Axl Rose da nicht neidisch wird.