Luna – Hamburg, Logo

Es ist eine sternenklare Nacht. Man sollte draußen sitzen, unter Bäumen, eine Flasche Rotwein im Arm, und im Radio läuft ein Lied von Luna. Natürlich läuft nie ein Lied von Luna im Radio, und nachts hat man in jedem Großstadtpark viel zu viel Angst. Die Welt ist auch nicht mehr, was sie mal war. Also geht man in einem kleinen Club, in dem auch dann die Luft steht, wenn gar nicht so viele Leute gekommen sind. Man trinkt Bier und wartet auf Luna. Zumindest die bekommt man zu hören in dieser Nacht, sogar live.

Dean Wareham, Sänger der Bostoner und der Einzige im Quartett, der auch mal ins überschaubare Publikum blickt, versucht sich in deutscher Konversation. „Heute ist Mittwoch.“ Einige Menschen nicken. Wareham denkt nach. „Morgen ist Donnerstag.“ Bingo. Doch ein vorlauter Zuschauer ruft: „Und übermorgen?“ Jetzt ist Wareham irritiert. „Das weiß ich nicht“ Er hat mal Deutsch gelernt, aber das ist lange her, und Wunder muss man von ihm ja nun wirklich nicht verlangen. Die Songs von Luna sind wundersam genug, wunderbar auch.

Es sind vor allem neue Lieder, die an diesem Abend vorgetragen werden. Das jüngste Album „The Days Of Our Nights“ trägt seinen Namen zu Recht; er passt zu Luna wie kein zweiter. Zuerst runzelt man die Stirn, was für ein Unsinn. Doch dann erkennt man, dass gerade die Sinnlosigkeiten so viel Sinn machen. Für Wareham sagt der Titel mit seiner Mischung aus „Poesie und Seifenopern-Charme“ alles über seine Band aus. Das gesamte Werk handelt vom Leben bei Nacht „Das Dasein auf der Straße ist wie eine seltsame Droge“, philosophiert Wareham am Rande, und die Auswirkungen bekommt man auf der Bühne zu hören. In einer betrunkenen Nacht, in einem Tourbus irgendwo im Niemandsland, vielleicht auf einer deutschen Autobahn, muss ihm erstmals die Idee zu „The Slow Song“ gekommen sein, diesem wirren Stück über eine verrückte – natürlich – Nacht „Die Engel säen Senfkörner des Wahnsinns“, singt er mit einwandfreiem Akzent.

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