Madonna – True Blue

„Like A Virgin“: die Sünden der frühen Jahre mit Bonus-Tracks Wer nach dem Erfolg von „Holiday“ auf dem Debütalbum „Madonna“ (2,5) prophezeit hätte, dass Signorina Ciccone in kurzer Zeit vom Disco-Phänomen zur erfolgreichsten Pop-Ikone der nächsten zwei Dekaden mutieren würde, den hätte man eigentlich für verrückt erklären müssen. Aber auch das anfangs so dünne Kindweib-Stimmchen, zu dem zumal Grace-Slick-Fans damals nichts eingefallen sein dürfte, konnte den Erfolg nicht verhindern. Binnen weniger Jahre wurde Madonna der wandelnde, sich gern entblößende und gnadenlos geschäftstüchtige Beweis für den uramerikanischen Glauben, dass „nothing succeeds like success“.

Von Beginn an meisterlich in der Manipulation der Medien, spielte sie allen kulturkritischen Spöttern zum Trotz oft raffiniert mit ihrem Image. Der Kritiker, der sie einmal als „eine Kreuzung aus Shirley Temple und Linda Lovelace“ bezeichnete, lag natürlich völlig falsch. Die Hauptrolle in „Deep Throat“ hätte sie nie übernommen. Diese Madonna strebte schon immer nach Höherem. Eigentlich muss man sich ja wundern, dass nach dem Erfolg von „Evita“ in Hollywood noch niemand auf die Idee kam, ihr die Hauptrolle in einer Neuverfilmung des Lebens von Jeanne d’Arc anzubieten. Es wäre die komplette Transformation vom „Material Girl“ der zweiten Platte „Like A Virgin“ (3,5 ) zur Nationalheiligen. Aber von globalem Zuschnitt, denn Madonna uneterwarf sich einem rigiden Lernund Bildungsprogramm, das sie von der mit Kruzifixen und Müll behängten Schlampe zum Gesamtkunstwerk führte. Bereits der Wechsel von „LikeA Virgin“zu „True Blue“ war ein veritabler Image-Transfer. Aber machen wir uns nichts vor: Die Zeit von „Like A Virgin“ war die beste Zeit was für eine Jungfrau!

Ted Jensen hat sich jetzt mal der ersten drei LPs angenommen und die inklusive diverser Disco-Remixes neuerlich so überspielt, dass die bisher von diesen frühen Aufnahmen vorliegenden CDs dagegen wie aus dem Mülleimer klingen. Wie er das machte, ist sein Geheimnis. Immerhin war „Like A Firgin“ laut den sich darob stolz brüstenden Liner Notes „fanatically recorded digitally from Start to finish on Sony equipment“. Was zumindest für 1984 noch bedeutete: in ziemlich klinischem Digital-Sound. Analog-Freak Jensen verpasste auch und zumal den Ohrwurm-Balladen zumindest einen Hauch von „analoger Wärme“. Die nostalgische Aura vermitteln allerdings weiterhin die Vinyl-Ausgaben aus den 80er Jahren. Nachpressungen gelten da so wenig wie Nachpresungen all der Knutsch-Partys der Achtziger – falls man das Glück hatte, in jener Dekade der Geschmacksirrtümer jung gewesen zu sein. Die CD-Neuauflagen belegen vor allem, wie viele Hits Madonna hatte – und wie vergessen ihre anderen Songs sind.

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