Manic Street Preachers – Lifeblood

Einmal musste es ja schiefgehen. Die Manic Street Preachers tanzten in den letzten Jahren immer auf dem schmalen Grat zwischen Emphase und Kitsch, zwischen Pathos und Bombast „This Is My Truth Tell Me Yours“ war nüchtereren Hörern schon zu viel des Guten, auf „Know Your Enemy“ rissen sich die Waliser wieder etwas zusammen. Jetzt wird erneut ordentlich ausgepackt.

„1985“ ist eine dieser melancholischen Hymnen, für die man die Manics lieben muss. James Dean Bradfield singt von Orwell und Nietzsche, aber die wahren Helden des Songs sind Kollegen: „My words they came alive/ Friends were made for life/ Morrissey and Marr gave me choice.“ Man hört, wie schön das hätte werden können. Doch dann: „The Love Of Richard Nixon“ hat zwar eine hübsche Melodie, aber die blechernen Drums (wenn das mal keine Computer sind!) nerven doch seht Überhaupt: Diese halbherzigen Elektronik-Versuche hier und da stehen unseren Bergarbeiter-Freunden gar nicht gut, spielen am Ende aber auch keine entscheidende Rolle. „Empty Souls“ bleibt hohl, „A Song For Departure“ ist zu simpel, um zu berühren. Bei „I Live To Fall Asleep“ besinnen sie sich wieder auf ihre größte Fähigkeit: eigentlich eher einfache Inhalte so zu verpacken, als wären sie lebenswichtig. Es ist natürlich Bradfield, der das macht: wie er einzelne Silben betont, immer dringlicher klingt, bis man ihm glaubt, dass er wirklich nur noch pennen will, um all diese heftigen Gefühle loszuwerden.

Vielleicht hätten sie den einen oder anderen Song auch noch mal überschlafen sollen. Dann hätte aus „Lifeblood“ ein entschlosseneres, lebendigeres Album werden können.

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