Marilyn Manson – Holy Wood
Geisterbahn nie gehabt: Die kleine Horrorshow wird zur Routine.
Vor allem, was da später kommt, prangt vorne drauf ein Jesus am Kreuz mit unheimlich hasslichem Gesicht Und dieses Cover ist genial, weil es genauso funktioniert wie Marilyns Musik. Nicht das Bild ist wichtig und ob es ein gutes ist, auch für den Maler interessiert sich doch kein Schwanz. Allein der Traum, der nun entstehen kann, die Phantasie, die jetzt ihre Blüten treibt, sie beide prickeln auf der Haut und zehren an den Nerven. Keinen einzigen Song finden wir auf diesem Album, den Manson nicht schon auf dem letzten oder vorletzten hätte bringen können. Kein Akkord ist uns fremd, nicht einmal hat sich der Sänger über seine Stimme Gedanken gemacht. Auch der Sound-Engineer hat das nie getan.
Wozu auch? Manson ist ja schließlich nicht Manson, weil er, sie, es die Musik vorangebracht und sich selbst dabei stets ne u definiert hat. Es gab von Anfang an nur ein Prädikat, und das muss nun reichen. Eril, glauben manche, sei das rechte Wort. Das hat aber nichts mit Humor und Ironie zu tun, ganz anders als alle Alben des Hexenmeisters Manson und ergo auch das neue. Man kann da lachen bis zum Umfallen, und man muss nicht einmal fürchten, etwas missverstanden zu haben. Zu Manson verirren sich, anders als zu Alice Cooper, keine Satanisten, die nicht wissen, wohin sonst. Manson hört mit viel Genuss, wer den Rock’n‘ Roll immer für ein heikles Spiel im grellen Licht gehalten hat. Arschlöcher, Spinner, Psychopathen, Gaukler, Harlekine am selben Tisch, und der Teufel gibt die Karten.