Matt Berninger

„Get Sunk“

Book/Concord (VÖ: 30.5.)

Der The-National-Sänger ein zweites Mal im Alleingang.

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Fast wäre er untergegangen. 2020 fiel Matt Berninger in ein kreatives Loch. Eigentlich ist sein brummbäriger Bariton bei The National zu hören, vor fünf Jahren erschien dann sein Solodebüt, „Serpentine Prison“. Ein starkes Album, das mit tiefgründigen Texten und einer organischen Produktion von Soul-Legende Booker T. Jones überzeugte. Direkt danach aber ging seine Kreativität baden, nichts wollte ihm mehr gelingen. Also zog er sich zurück, begann Dinge zu hinterfragen: seine Leidenschaften, seinen Antrieb, sein Wesen. In dieser kontemplativen Zeit fing er wieder an zu schreiben. Verfasste Texte über Figuren auf der Suche nach sich selbst. Über Menschen, denen es so erging wie ihm.

Fast so, als wollte er einen vor dem Ertrinken bewahren

Daraus wurden schließlich die Songs von „Get Sunk“. Zum Beispiel die walzernde Folk-Miniatur „Breaking Into Acting“ über einen Hochstapler, der all seine Gefühle nur schauspielert. Oder „Nowhere Special“, in dem Berninger einen Wortschwall rezitiert wie ein resignierter Hörbuchsprecher. Es geht um unerfüllte Träume, um Drogen, Goldfische und das Weinen auf Autorücksitzen. Berningers Stärke ist das Szenische: Er macht Musik, die aufgrund ihrer Atmosphäre flirrt und weniger durch ausgefeilte Arrangements oder Melodien besticht.

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Dabei gibt es hier durchaus Melodisches. Das Klavier in „Frozen Oranges“ etwa, das so erfrischend tröpfelt wie ein Regenschauer im Sommer. Oder die melancholische Americana von „Little By Little“, wo Maracas rauschen, die akustische Gitarre schrubbt und eine staubige Orgel röhrt. Und je tiefer man taucht, desto mehr Anrührendes offenbart sich. Dort unten wird man dann vom behäbigen Shufe „Silver Jeep“ empfangen – und von Matt Berningers allumarmendem Gesang. Fast so, als wollte er einen vor dem Ertrinken bewahren.

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Diese Review erschien im Rolling Stone Magazin 6/25.