Meat Loaf – Bat Out Of Hell III: The Monster Is Loose
Die Fledermaus ist an sich schon eine fragwürdige Gestalt, aber diese hier soll auch noch direkt aus der Hölle kommen. Wäre etwas Größeres nicht furchteinflößender gewesen? Ein Drache, ein Eisbär, ein Dinosaurier? Nun hat sich Meat Loaf für die Fledermaus entschieden, und 1977 war „Bat Out Of Hell“ ja noch ein großer Wurf. Wenn man mal kurz vergisst, was man in den vergangenen 30 Jahren – besonders von Meat Loaf selbst- gehört hat, dann erinnert man sich wieder: Das waren unvergessliche Songs. Monster-Songs sozusagen: „Two Out Of Three Ain’t Bad“, „Paradise By The Dashboard Light“, „You Took The Words Right Out Of My Mouth“.
Jim Steinman schrieb seinem Sänger Stücke auf den Leib, die der kongenial vortragen konnte. So viel Pathos, so eine Wucht, dermaßen viel Klischees über den Verlust der Unschuld und das Leiden an der Liebe, die sich zu originellen Geschichten verdichten, gab es seitdem nicht mehr im amerikanischen Mainstream. (Höre ich da jemanden „Ein Glück!“ rufen?) Gegen alle Wahrscheinlichkeit gelang Meat dann 1993 noch ein Husarenstück: Kurz nach Grunge besaß er die Frechheit, mit „Bat Out Of Hell II -Back Into Hell“ anzukommen – und ein paar weitere Hits zu landen: „Rock And Roll Dreams Come Through“, „Objects In The Rear View Mirror“ und das aller-Meat-Loafigste „I’d Do Anything For Love (But I Won’t Do That)“.
Jetzt, noch mal 13 Jahre später, Teil drei. Es sind wieder alle Bausteine da, die den Erfolg ausmachen: Jim Steinman schrieb etliche Songs, es dürfen aber auch Nikki Sixx (Mötley Crüe) und John 5 (Marilyn Manson) ran, fürs ein bisschen Modernere. Neben Todd Rundgren produzierte diesmal vor allem Desmond Child, der Bon-Jovi-Aerosmith-Cher-Kiss-Mann, der Mann für den Rock-Mainstream also – und der schlimmste Perfektionist und Glattbügler des Genres. Zwei Frauen singen hübsch mit, sie werden natürlich erdrückt von Meat Loaf. Der gar nichts falsch macht, und genau das ist ja so schrecklich.
Es stimmt einfach alles auf „Bat Out Of Hell III“, die Stücke hauen rein oder wollen einem das Herz rausreißen, der Sänger wirft alles in die Wagschale. Bis auf seine Seele. Meat Loaf ist ein guter Schauspieler, er trägt die Schmonzetten mit aller ihm gegebenen Kraft vor, er spielt die Gefühle nach, und das kann er besser als alle Rod Stewarts oder Joe Cockers, aber mehr auch nicht. Natürlich ist Steinmans „It’s All Coming Back To Me Now“ bei ihm millionenmal besser aufgehoben als einst bei Celine Dion, aber will er sich damit vergleichen lassen? Tragödien wie „If God Could Talk“ bleiben seine Stärke, beim pompösen „Bad For Good“ darf auch noch Brian May mitgniedeln, aber richtig Zug ist da nicht drin, von wegen „I was built for speed“.
Meat-Loaf-Lyrik bestand ja immer vor allem aus Widersprüchen, Parenthesen und halbwitzigen Spitzfindigkeiten, aber jetzt kommt der Humor mit dem Holzhammer („If lt Ain’t Broke Break It“) oder gar nicht. „The Future Ain’t What It Used To Be“? Die Gegenwart nervt noch mehr.