Meat Loaf- Bat Out Of Hell

Natürlich eine Platte, bei deren Genuss man sich nicht ertappen lassen darf. Springsteen war plötzlich ein korpulenter Sänger aus der „Rocky Horror Picture Show“, Jon Landau war Jim Steinman, Newjersey wurde Disneyland, auf dem Motorrad saß jetzt ein Monster, u nd der Traum vom großen Ausbruch und den ewigen Sommernächten war in ein kitschiges Musical-Jenseits verschoben worden. Nur Roy Bittan und Max Weinberg waren noch dieselben und spielten auch so. Zu den Tonnen von Overdubs bei „Born To Run“ addierten Jim Steinman und Todd Rundgren Frauen-Chöre und Streicherwogen, an den Gesangsdarbietungen von Meat Loaf feilte Rundgren anschließend sechs Monate, angeblich.

Von allem viel zu viel natürlich, zu lange Songs und zu lange Texte, Dialoge zwischen Junge und Mädchen und spät pubertäre Fantasien neben Erlösungshoffnung und dem kleinen, alles bedeutenden Glück der Liebe, früher Rock’n’Roll und die überfachtete Dekadenz der 70er Jahre, Kübel voll Klischees und Operettenseligkeit. Je nach Stimmungslage können „All Revved Up With No Place To Go“ und „Paradise By The Dashboard Light“ die schaurigsten oder die betörendsten Lieder der Welt sein. Halb Andrew Lloyd Webber, halb „Fledermaus“.

Es ist Unfug, den eklektischen Schwurbel mit einem Stück wie Springsteens „Jungle-Iand“ zu vergleichen. „Bat Out Of Hell“ bleibt stets ranzige Reminiszenz, wie wir sie von den Queen– und Buddy-Holly-Musicals kennen, auch von Pete Townshends Rock-Opern. Es gibt keinen zwingenden Song auf der Platte und kein Subjekt, mit dem fühlen möchte, es gibt keinen Moment der Wahrheit wie etwa in „Backstreets“, wenn einem der Verrat das Herz bricht wie dem Sänger selbst. Statt Drama: nur Dramatik.Es gibt auch keine Magie und keine Geschichte, denn Steinman hat nichts zu erzählen, so viele Worte er auch bemüht. Man glaubt kein Wort davon, obwohl der Klops wirklich ergreifend knödelt. Meat Loaf ist jederzeit ein Unterhaltungskünstler und ein außerordentlicher Sänger, aber er singt wie die Zukunft zeigen sollte — jeden Driss, den ihm jemand hinlegt.

Beigefügt ist die DVD „Hits Out Of Hell“ neben drei Live-Stücken, darunter das wahrhaft großartige „Great Boleros Of Fire“.

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