Memento

Ein junger Mann schüttelt ein frisches Polaroidfoto. Doch statt Konturen anzunehmen, verblasst das Bild immer mehr – und verschwindet schließlich wieder in der Kamera. So beginnt der junge britische Regisseur Nolan sein einzigartiges filmisches Deja-vu quasi mit dem Ende. Leonards (Guy Pearce) Frau wurde ermordet. Er hat dabei einen Schlag auf den Kopf erhalten und sein Kurzzeitgedächtnis nun einen Knacks. Er will die Mörder finden, und um nicht ständig von vorne beginnen zu müssen, hält Lenny wichtige Dinge auf Polaroids und Fakten als Tätowierung am Körper fest Doch je mehr Details auftauchen, desto klarer wird das Mosaik eben nicht: Seine Identität bleibt im Vagen, seine Charaktereigenschaften variieren, bis man rätselt, ob er nun ein Rächer der Wahrheit ist oder seine Amnesie von einem verdrängten Schuldkomplex herrührt. Lenny taumelt zwischen Wahn und Wirklichkeit, die Handlung, die fragmentarische Dramaturgie und die mal farbig, mal schwarzweiß gehaltene Optik verlaufen analog und sind so komplex wie ein Gehirn. Ein aufregendes, surreales Erlebnis, das dem Zuschauer ebenso viel Vorstellungskraft und Konzentration abverlangt wie Lenny und trotz metaphysischer Ebene auch wie ein klassischer Psycho-Thriller funktioniert. So hat Nolan sein analytisches Puzzlespiel klug zwischen „Reservoir Dogs“ und „Die üblichen Verdächtigen“, „The Sixth Sense“ und „Being John Malkovich“ platziert.

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