Mika :: Live, Parc des Princes, Paris

„Life In Cartoon Motion“ war sofort ein Erfolg, „Grace Kelly“ auf allen Wellen, in allen Charts. Nur in der Presse kam Mika kaum vor; Musikblätter wie „Uncut“ hatten ihn als Feind des Jahres 2007 ausgeguckt. Nun ist der Junge aus Beirut so talentiert wie Rufus Wainwright, spricht Englisch und Französisch, artikuliert sich mit der Selbstsicherheit eines Wunderkindes, sieht blendend aus und betört Frauen wie Männer. Muss also schwul sein.

Für ein Konzert im Prinzenstadion von Paris sollten einige Künstler zusammengerufen werden, doch die Arena war bald ausverkauft, nachdem Mika zugesagt hatte. Der 23-jährige Bursche stand also vor dem größten Konzert seiner Karriere; 55 000 Zuhörer waren gewiss. Nun leitete der Künstler selbst die Arbeiten an den Zirkus-Kulissen, den illustren Kostümen, der Choreografie; in Paris ließ er sich die Bühnenschuhe maßschneidern, überprüfte Zeichnungen und Entwürfe mit der Aufgeregtheit eines Knaben vor der Kommunion.

Seine Begeisterung steckt an. Freilich fällt Mika alles zu leicht, und zu leichtsinnig, eingängig sind auch seine Songs, seine Welt ist von keines bösen Gedankens Blässe angekränkelt. Aber, très bien: an einem Sommertag in Paris? Dann sieht man ihn an seinem großen Tag auf die Bühne rennen, „Relax (Take It Easy)“ haut die Franzosen sofort um, bei „Big Girl“ marschieren graziös voluminöse Tänzerinnen auf.

Die Musiker bleiben im Hintergrund, während Akrobaten und Clowns die Bühne dominieren, Mika spielt eine Ballade am Klavier, dann spurtet er wieder durch seine Manege; es dämmert, er bringt noch einmal „Relax“, jetzt am Piano. Alles hier ist unwiderstehlich, wie zum ersten Mal, wie gemalt. Die (heterosexuellen) Männer grausen sich, aber die kleinen Mädchen wissen Bescheid. (Universal)

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