Miles Davis

Birth Of The Cool

Blue Note (EMI)

Man könnte über dieses Album, seine Genese und Wirkungsgeschichte ganze Bücher schreiben. In a nutshell: Capitol schloss 1949 mit Davis einen Vertrag über ein paar Singles, die dieser mit seiner neunköpfigen Band im selben und darauf folgenden Jahr aufnahm. Konzise, fokussierte und wunderbar swingende Stücke zwischen Bop-Elastik und Big-Band-Sophistication, gespielt mit unterkühlter und hipper Eleganz von einer bestens aufeinander eingespielten Crew. Gerry Mulligan war mit von der Partie. Kai Winding. Lee Konitz und Max Roach. Als Arrangeur und graue Eminenz agierte Gil Evans, während Miles seine ersten Meriten als Bandleader verdiente, mit Bravour.

Zunächst auf 78ern veröffentlicht, erschienen dann acht Cuts 1953 erstmals als Album, auf lOinch, unter dem Titel „Birth Of The Cool“. Nicht von ungefähr. Inzwischen war der Cool Jazz populär geworden, vor allem an der Westküste, eine weichere, entspanntere Alternative zur Bebop-Intensität. Mulligan und Konitz gehörten zu den Stars dieser neuen Szene, ohne je zu verleugnen, dass die Inspiration dazu nicht zuletzt aus jenen Sessions rührte, die sie als Mitglieder von Miles‘ Nonett bestritten hatten, vier Jahre später brachte Capitol besagte Sessions als 12inch-LP heraus mit elf Tracks, deren samtener Ton und kontemplativer Fluss schon qua Sequencing vergessen ließ, dass es sich eigentlich um kompilierte Singles handelte.

Es ist erfreulicherweise diese Version, die Classic ihrem brillanten, nun wieder lieferbaren 2OOg-Reissue zugrundelegte, unter Verzicht auf den Vokaltrack „Darn That Dream“, den Capitol später hinzufügte, was der Statik des Albums nicht eben förderlich war. Dringend zu warnen ist von weiteren Material-Eingemeindungen mit dem Titel-Zusatz „Complete“, schon aufgrund digitaler Nachbearbeitung.