Miles Kane Don’t Forget Who You Are :: Frisch und traditionsbewusst zugleich -und very british

Die ersten Takte von „Taking Over“ erinnern unweigerlich an Muse. Bevor das schwere Riff aber die gleiche Wendung in Richtung eines „supermassiven, schwarzen Lochs“ nehmen kann, wirft Miles Kane einen Schulterblick auf die jungen Beatles und macht einen leichtfüßigen rhythmischen Schlenker. Am Horizont sind außerdem noch düstere Blues-Wolken in der ledernen Kluft eines Black Rebel Motorcycle Clubs auszumachen. Auch amerikanische Vorbilder findet man in der Musik von Miles Kane. Diese integriert er selbstverständlich und eigenständig, wie Mitte der 60er die Bands der British Invasion, die die afro-amerikanische Musik quasi in die USA re-importierten.

Insgesamt klingt das zweite Album dann auch so, wie es das Aussehen des jungen Engländers vermuten lässt: very british. Der Paul-McCartney-Lookalike hat ja selbst auch schon seine Spuren in der britischen Musiklandschaft hinterlassen: Bevor er mit Alex Turner, Chef der Arctic Monkeys, die Last Shadow Puppets gründete, war er bei den Rascals für Gesang und Gitarre zuständig. Die Arroganz von Liam Gallagher und den Trotz von Joe Strummer vereinte er schon damals in seiner Stimme. Solo zeigt er sich mit „Don’t Forget Who You Are“ versierter und weniger beliebig als noch beim Debüt. Eine der Stärken des Britpop, die Gratwanderung zwischen eingängigem und aufregendem Songwriting, hat er stets im Blick. Dass ihm der Spagat trotzdem nicht immer gelingt, macht das Album mit einem abwechslungsreichen, modernen Sound wett. Bei „Give Up“ holt er dafür die schweren Gitarren raus, „Out Of Control“ ist eine Oasis-Midtempo-Nummer mit Verve-Streichern. Deren Frontmänner hatten schließlich die Haare genauso schön. (Sony) SANDRA ADLER

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