Missy Elliott – This Is Not A Test :: EASTWEST

Stück Nummer vier auf dieser Platte wird schon deshalb Iceine Single werden, weil Missy Elliott da nur ein bisschen singt und den interessanten Part, den Rap, dem Dancehaller Elephant Man überlässt. Sie wiederholt dazu immer die Titelzeile, „Keep It Movin'“, ihre Stimme scheint aus dem Telefon zu kommen, und sie betont das Wort „movin“‚ ganz stark auf der zweiten Silbe, was daraus überraschend ein ganz unwiderstehliches Wort macht. Der Produzent Timbaland (oder einer seiner Schüler – das ist im HipHop teilweise wie bei alten Malern) hat für dieses im Kontext der Platte völlig nebensächliche Stück eine bröselige Hammondorgel gesampelt, eine Millisekunde Orgel als rhythmisches Bauteil, tschipp-tschipptschipp-tschipp. Am Ende kriegt man kaum genug davon.

Solche Sachen sind entscheidend. Dieses Gefühl, dass es langsam ein bisschen zu viel Missy Elliott wird, nur ein Jahr nach dem fantastischen, ausführlichen letzten Album – es geht kurz weg, wenn man die Details anschaut. Der Anteil an Soul-Schmock, den sie selbst produziert hat und zum Beispiel mit R. Kelly singt, lässt „This Is Not A Test“ ein bisschen (wenn man dieses Wort mal im negativen Sinn, im Zusammenhang mit Sodbrennen verwenden darf) fetter wirken, als es eigentlich ist. Auf der Single „Pass The Dutch“ und auf „Wake Up“, einem ernst gemeinten Mulmach-Lied für die Armen und Ehrlichen, klingen Timbalands Beats sogar noch buschtrommliger als sonst, und Missy rappt auf ungepuderte Art über Vibratoren und Frisurenkunde wie zuletzt nur die Schul-Bitches Fannypack.

Sie sieht sich ja längst als Mutter der (schwarzen) Nation, die manche Tanten kurz hereinbittet – Mary J. Büge, die im Intro und Outro bizarr guten Tag sagt -, viele Onkels mitsingen lässt und den Kindern auch dieses Mal damit in den Ohren liegt, dass nicht nur die Graff itis, sondern eigentlich alles besser war. Die rührend bemühten Old-School-Avancen beschränken sich glücklicherweise auf gelegentliches Imitieren alter Rapper, ihr Produzent hat nichts davon bemerkt. Wenn Missy bloß nie die Zukunft aus dem Blick verliert. Madonnas Posten ist nämlich vakant.

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