Moby :: Destroyed

Electro-Pop-Befindlichkeitsskizzen zwischen Kater und Trost

Noch ein Unruhegeist, der sich auf Tour nicht langweilt und seine Schlaflosigkeit in Kreativität „umkehrt“! Im Gegensatz zum Unwesen in Damon Albarns Suiten entstanden in Richard Melville Halls Hotelzimmern jedoch nur die neuen Songs, nicht das fertig aufgenommene Album. „The Day“, die poppigste Nummer in einer vielschichtigen Soundlandschaft und eine Hommage an David Bowie (zwischen „Heroes“ und „Scary Monsters“), wurde von Moby im Morgengrauen auf einer akustischen Gitarre geschrieben, im Studio mit ramponiertem Analog-Equipment vollendet.

Viele der insgesamt 15 Tracks muten zunächst wie Muzak an, entpuppen sich aber bei intensiverem Hören als treffende Skizzierungen des Befindens zwischen angsteinflößender Isolation und tröstender Ruhe. Und plötzlich befindet man sich inmitten einer wärmenden Electro-Soul-Anwandlung („Lie Down In Darkness“) oder einer schaurig-schönen EBM-Huldigung („After“)! Ein bisschen Kraftwerk, ein bisschen „Being Boiled“, ein bisschen Neon Judgement … Die Bilder dazu liefert Moby übrigens gleich mit: Zeitgleich erscheint im Damiani-Verlag ein Deluxe-Kunstband mit 55 Fotografien, mit denen der 45-Jährige „die Normalität als ungewöhnlich und das Ungewöhnliche als normal“ darzustellen versucht.

Wir kennen alle die Verfassung des „Sichzerstörtfühlens“. Mobys neuntes Studioalbum befindet sich allerdings einen Schritt weiter: Es ist der übernächste Morgen nach einer intensiven, durchzechten Nacht, wenn der Kater überstanden ist, die Bilder und Stimmen im Kopf langsam verstummen und die positiven Eindrücke im Sieb zurückbleiben. (Little Idiot/Warner) Frank Lähnemann

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