Muse :: Absolution

Weniger Orchester, dafür reizende Überspanntheiten: ein rundes Werk

So was hört Hauke Haien, wenn er nachts mit seinem Zossen durch die übertrieben spühende Gischt reitet und von fern das silberne Glöckchen der Apokaypse bimmelt, vermutlich. Auch das vierte Muse-Album hat reichlich von dem, was man wahlweise Avantgarde-Sdiwulst oder kunstvolle Klanggebäude nennen kann. So oder so: große Posen. Sänger Matthew Bellamy kann dem Vernehmen nach ja auch mit Toten sprechen. Das glauben wir gleich, wenn er die Falsetto-Achterbahn überkandidelt rauf und runter rauscht.

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Dennoch ist Absolution weniger anstrengend, damit zugänglicher und vielleicht runder als „Origin ofSymmetry“, weil Muse sich entgegen ihres ursprünglichen Plans am Ende doch entschlossen, den 82-köpfigen Backgroundchor wieder nach Hause zu schicken und mit den Geigen etwas zu knapsen. Obwohl neben dem Gitarrenschrappen noch reichlich orchestrale Elemente und Kunstliedgepräge übrigblieben, namentlich so reizende Überspanntheiten wie italienische Mandolinen in „Blackout“, erstklassiger Pomp mit dickem Schmalzaufstrich und extra Käse.

Musik, gerade recht, wenn einen wieder die nervösen Nervenschmerzen plagen. „It’s time we saw a miracle/ It’s time for something biblical“, heißt es in „Apocalypse Please“ – vielleicht können das nur wir Katholiken verstehen.

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