Muse

Black Holes And Revelations

Warner

Neue Dimensionen in Sachen Prog-Metal-Paranoia

Natürlich muss das vierte Album von Muse eine Veränderung bringen. Schon auf dem letzten Werk, „Absolution“ von 2003, hatte man sich fast überhört an den hysterischen Gitarren, den immer ähnlich konzipierten Melodiebögen und den klaustrophoben Volldampfdramen des Matthew Bellamy. Seither haben Radiohead sich aus allen Ligen verabschiedet und Placebo mit „Meds“ unlängst eindrucksvoll die eigene Relevanz unter Beweis gestellt – es ist nun also an Muse, ihrerseits den nötigen Schritt in die Zukunft zu gehen.

Zunächst rührte dieser Schritt nach New York ins Electric Ladyland Studio, wo Bellamy, Wolstenhome und Howard „Black Holes And Revelations“ aufnahmen und sich dabei oft von David Bowie besuchen ließen, der künstlerischen Rückversicherung wegen. Folgende Innovationen werden Bowie positiv aufgefallen sein: der surreale Glam von „Supermassive Black Hole“, ein Lied mit überdrehtem T.Rex-Riff, fetten ELO-Chören und überkandideltem Falsettgesang; die Cyber-Disco „Starlight“, über der ein entrücktes Pianothema schwebt wie ein Laser-Hologramm im Trockeneisnebel. Und der Metal-Rave „Map Of The Problematique“, der den Spagat zwischen bös greinender Gitarre und Club-erprobten Dance-Sounds schafft.

In diesen und ein, zwei anderen Liedern sind Muse extrem erfinderisch, futuristisch und hieven ihre Prog-Metal-Paranoia tatsächlich auf eine neue Ebene. Passend zu den Inhalten – es geht um politische Weltverschwörung, die Unterdrückung der Massen, Aliens und revolutionären Umsturz – klingt „Black Holes…“ dann wie der Soundtrack zu einem imaginären Sci-Fi-Thriller, der aussehen müsste wie ein Mittelding aus „The Matrix“, „1984“ und „V For Vendetta“.

Anderswo allerdings lässt sich das Album-Repertoire nur schlecht in ein Konzept pressen. „Assassin“ dräut mit Toolartigem Prog-Rock, das überlange „Knights Of Cydonia“ ist ein Epos im Sinne von „Bohemian Rhapsody“, und bei „City Of Delusion“ wird gar eine Mariachi-Trompete geblasen. Was da alles geht! Nach den ersten hektischen Jahren dieser steilen Karriere loten Muse die eigenen Möglichkeiten aus – und schaffen ein vielseitiges Album, mit dem sich der Weg in die Zukunft gut bahnen lässt.