My Chemical Romance :: Danger Days – The True Lives Of The Fabulous Killjoys

Es gibt ein Leben nach dem Tod: Kunterbunt ist das neue Schwarz.

Mit der aufgebrachten Meute, die „Gimme more! Gimme more!“ brüllt, einem mit Van-Halen- und Queen-Gitarren ausgepolsterten Song namens „Na Na Na“, einer Brandstifter-Battlehymne, die gar nicht genug kriegen kann von Drogen, Liebe und allem, was sonst noch so zum Leben dazugehört, beginnen My Chemical Romance ihr Album „Danger Days – The True Lives Of The Fabulous Killjoys“. Und auch auf dem Rest der Platte erwartet einen eine Kunterbuntparade, in der Gerard Way und seine Band alles dran setzen, die Last des düster-pompösen Albums „The Black Parade“ (2006) abzuschütteln. Eine Platte, die My Chemical Romance zu den Helden der Emo-Szene machte, zu einer Band, an die sich all die schwarz gekleideten jungen Menschen klammerten, bevor es die „Twilight“-Filme und den dazugehörenden Hype gab, den My Chemical Romance nun im rotzigen Pubrocker „Vampire Money“ fies kommentieren.

Zwar ist auch „Danger Days“ ein Konzeptalbum, diesmal geht es aber nicht um Todeserfahrung, sondern um rebellische Kids in einem postapokalyptischen Kalifornien. Der Soundtrack dazu erweist sich als wilder, bunter Vergnügungspark des Sturm und Drang. Keine bombastisch-depressiven Märsche mehr, sondern hinein ins Leben: Nicht nur in „Na Na Na“, sondern auch in „Bulletproof Heart“ empfehlen sich My Chemical Romance als die neuen Green Day, borgen sich den Punkrockduktus, um ihn farbenfroh verschnörkelt zu dekorieren. Durch „Planetary (Go!)“ hüpft ein Discobeat, zu dem Way lustig tanzt. „The Only Hope For Me Is You“ lädt Synthiepop mit Rockbombast auf, und der Punkrock-Smashhit „Party Poison“ gibt sich keine Mühe, zu verheimlichen, dass My Chemical Romance vor den „Danger Days“-Sessions Iggy & The Stooges entdeckt haben. „Destroya“ hangelt sich an einem rasanten Nu-Metal-Riff entlang, und der Stampfer „The Kids From Yesterday“ fasst die Albummoral prägnant zusammen: „Hold on tight and don’t look back!“ (Warner)

Gunther Reinhardt

The Black Eyed Peas H1/2

The Beginning

Zur Karikatur verkommen: Stupide Effekte und Dorfdisco-Beats

Es hatte so kommen müssen: BEP-Chef will.i.am hat sich selber abgeschafft und durch einen Roboter ersetzt. Oder seinen eigenen Cartoon? Anders ist es kaum zu erklären, dass es auf dem sechsten Album der Black Eyed Peas, einem einst ehrenhaften und reputablen Black-Music-Act mit HipHop-Wurzeln, an allen Ecken und Enden stupide bleept und hämmert, nicht enden wollende Auto-Tune-Effekte und digitales Gestotter, Dorfdisko-Beats und Casio-Gezirpe im Vordergrund stehen.

Vom Charme und Funk ihres Hits „Where Is The Love?“ (2003) ist das alles Lichtjahre entfernt. Selbst eingefleischte Fans sprechen von „robotic nonsense“ und bestätigen, dass ihre Lieblinge zu einer albernen Rummelplatz-Combo verkommen sind, die mit nichtssagenden Floskeln um sich wirft: Don’t stop the party! Do it like this! Just can’t get enough! Hilfe! Das erste Songbook, das sich twittern lässt! Schlimm sind vor allem – von den martialischen, technoiden Handclaps auf „XOXOXO“ einmal abgesehen – das Remake des „Dirty Dancing“-Themas, „The Time (Dirty Bit)“, und „Love You Long Time“, das wiederum „Give It Up“ von KC & The Sunshine Band aufgreift. Taugt nicht einmal zur Pausenmusik im Stadion! Where is the phonk?

Dabei geht es doch durchaus anders: Der Chic-mäßige Groove in „Fashion Beats“ (Sängerin Fergie mutiert zu Debbie Harry), das melancholische Pop-Intro von „Whenever“ (hier gibt sich Fergie wiederum als Ellie Goulding) und die ansprechende, an Coldplays „Life In Technicolor“ erinnernde Melodie von „Play It Loud“ zeigen, wie alles hätte gut werden können. Das ist dann, zumindest in Ansätzen, Musik von Menschen für Menschen. (Universal)

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