NACHT ÜBER MANHATTAN von Sidney Lumet :: ab 19. Juni
Seit Sidney Lumet 1957 mit „Die zwölf Geschworenen“ debütierte, betrachtet er stets wieder den Filz aus Schuld und Sühne, Verhängnis und Vorurteile, Macht und MoraL Sein nüchterner Stil in „Serpico“, „The Verdict“ oder „Prince Of The City“ prägte den Polizeifilm und Gerichtskrimi, hinter deren Genre-Etiketten sich Dramen der Fehlbarkeit, Unfähigkeit und eines verzweifelten Ringens um Integrität gegenüber Institutionen auftun. Gerichtssäle und Gesetzeshüter sind eine schizophrene Schnittstelle des amerikanischen Traumes – vom Recht auf Selbstverwirklichung im Rechtssystem.
Das Recht auf Selbstverteidigung proklamiert in „Nacht über Manhattan“ ein Star-Anwalt (Richard Dreyfuss) für einen schwarzen Dealer, der mehrere Polizisten getötet hat. Die Cops hätten sich von seinem Klienten bestechen lassen, aber als er das Schweigegeld nicht erhöhen wollte, sollte er exekutiert werden. Die chaotische Polizeiaktion symbolisiert bereits, wie desolat der Apparat ist, also auch korrumpiert. Da der Bezirksstaatsanwalt Morgenstern (Ron Leibman) um seine Wiederwahl fürchtet, übergibt er den Prozeß demjungjuristen Sean (Andy Garcia) – dessen Vater seit 36 Jahren Cop ist und bei jenem Einsatz verletzt wurde. Er gewinnt, doch ihm bleiben Zweifel, vor allem, als er Morgensterns Nachfolger wird. Verstört sitzt Garcia im fast leeren Büro, das zu groß scheint für ihn, als gehörte er nicht hierher und ahnt, daß er seine Position und Ideale wird verraten müssen. Ein Melodram, in dem die Wahrheit zu Recht mal wieder schlecht aussieht.