Naked Lunch – Songs For The Exhausted
Die Klagenfurter entdecken die Schönheit des Scheiterns Die Freunde sind schon lange weg, nur dieser Schmerz ist noch da. Zukunft und Vergangenheit sind ein Graus, die Gegenwart eine Qual – und hey, das hört nicht auf.
Ihr fünftes Album verwenden Naked Lunch gänzlich auf die Schönheit des Scheiterns. Nach 13 irrwirren Jahren des Aufbauens und Zusammenhauens (zeitweise mit Majordeal und aus heutiger Sicht eigenartigen Videoproduktionen) klingen die Klagenfurter nach Anfangen in Grunge und Rock nun ungefähr wie Notwist in schwermütig (Olaf Opal ist inzwischen nicht mehr nur Produzent, sondern auch festes Bandmitglied). Dämpfige Gitarren, traurige Elektronik, der Beat klopft zögerlich wie ein Kuli auf der Tischplatte und die Stimme steht auf Große Tragödie. „Songs For The Exhausted“ ist durchwegs E. M. Cioran zum Hören. Täglich grüßt das Tränentier: Man ist allein, alles ist futsch, Menschen sterben, Nasenbluten lebenslang. Jedes Stück ist echte, tiefe Verzweiflung, die aber trotz alledem zu kraftvoll ist, um wehleidig zu klingen dabei helfen zwischendurch dramatisch aufbrausende Streichereinsätze.
Leid wird nicht bejammert, sondern konstatiert, weswegen man all dem auch gut zuhören kann, wenn einem selbst gerade weniger düster ist. Mit „The Deal“ ist schließlich auch ein wundervolles Liebeslied enthalten, das so schlicht ist, wie man derlei Dinge gern verhandelt wüsste. Naturgemäß endet auch hier trotz zeitweiliger Zungenküsse alles im Nirgendwo, und wenn sich die Liebenden zwischendurch im Himmel fühlen, dann ist das mehr so ein grauer, wolkenschwerer.
Und auch wenn Traurigkeit hier so eingängig klingt, dass man sich ein bisschen für das Mitwippen schämt, wünscht man am Ende natürlich doch, dass alles besser wird. Natürlich wider alle Wahrscheinlichkeit. Wie es in „In Your Room“ heißt: „The drama never stops – as you know.“