Nashville :: Keith Carradine, Karen Black

Regie: Robert Altman

Mit „M.A.S.H.“ hatte er sich 1970 als Meisterregisseur verewigt, dann mit dem Western „McCabe &Mrs. Miller“ und dem Film noir „Der Tod kennt keine Wiederkehr“ zwei klassische Hollywood-Genres entmystifiziert. Mit „Nashville“ aber drehte Altman 1975 sein bestes Werk und einen der wichtigsten amerikanischen Filme überhaupt. Das 160 Minuten lange Epos, das erstmals auf DVD erscheint, ist ein breit angelegtes Gesellschaftsporträt und eine politische Bestandsaufnahme der USA nach der Watergate-Affäre und dem Ende des Vietnamkriegs. Und mit unterschwelligem Spott, der all seinen Filmen eigen ist, zeigt Altman: Amerika wird nicht von Washington, sondern von der Hauptstadt der Country &Western Music regiert. Altman perfektionierte seinen Ensemble-Stil. Extras: Audiokommentar. (Winkler Film) OH

Brendan Gleeson, Kim Cattrall

Regie: John Boorman

Mit der weltweiten Finanzkrise 2007 platzte auch in Irland die Immobilienblase. Ein Jahr zuvor drehte der Brite John Boorman („Point Blank“) ein Mystery-Drama, das diese Entwicklung vorwegnimmt. Der Dubliner Politiker Liam (Brendan Gleeson) ist mit Grundstücksgeschäften reich geworden. Sein größter Coup soll der Bau eines Stadions für europäischen Spitzenfußball werden. Doch plötzlich glaubt er seinen Doppelgänger zu sehen, der sich in sein Leben einmischt und erst seinen Ruf, dann seine Ehe mit Jane (Kim Cattrall) und schließlich seine Karriere ruiniert. Der Film ist dort stark, wo er die kapitalistischen Winkelzüge zeigt, die Korruption und die Verlierer. Dummerweise driftet die souveräne Inszenierung allerdings vom Kernthema ab und wird zum profanen Horror-Thriller. (Senator) OH

Sofie Gråbøl, Nikolaj Lie Kaaso Regie: Hans Fabian Wullenweber

Die mäandernden Handlungsstränge und erstaunlichen Plot-Verwirrungen des Autors Søren Sveistrup führen in die hohe Politik, die Justiz und die Wirtschaft eines Staates, in dem alles faul ist. Ein perfider Erpresser sägt an den Säulen der Gesellschaft, es geht um ein totes Mädchen, den Premierminister, einen Wahlkampf, einen Tankermillionär, die Finanzkrise, zwei Brüder, korrupte Beamte, zerstückelte Seeleute, einen kranken Sohn, eine kaputte Ehe, einen Polizeichef. Sofie Gråbøl als Sarah Lund sieht aus, als hätte man ihren Hamster überfahren -seit Kati Outinen gab es kein so trostloses Gesicht. Die dritte und finale Staffel der existentialistischen Läuterung ist eine langsame, schmerzvolle Fahrt ins Herz der Finsternis. (Edel) AW

Michael Cera, Portia Doubleday Regie: Miguel Arteta

Nick (Michael Cera) hört Frank Sinatra und hält die Arme meist verschränkt – wenn er nicht gerade Fellinis „La Strada“ auf DVD kauft oder masturbiert. Natürlich ist der Nerd noch Jungfrau und bei Mädchen abgemeldet. Als er mit seiner Mutter und ihrem prolligen Lebensgefährten Jerry (Zach Galifianakis) den Sommer in einer Wohnwagensiedlung verbringt, lernt er Sheeni (Portia Doubleday) kennen. Die Anwaltstochter steht auf Gainsbourg und Godards „Außer Atem“ und ist um einige Klassen zu heiß für den Möchtegernschriftsteller. Um sie für sich zu gewinnen, erfindet Nick sein Alter ego François -einen verwegenen Macho mit Oberlippenbart. Das erinnert an „Mach’s noch einmal, Sam“ mit Woody Allen, ist aber trotz des skurrilen Charmes etwas zu behäbig ausgefallen. (Senator) OH

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