Neil Young – Silver And Gold, Red Rocks Live: Friends & Relatives

Während der bestimmt ebenso aufrüttelnde wie anrührende „Greendale“-Film aufs nächste Jahr verschoben wurde, werden zwei DVDs sowie einige VHS-Videos noch einmal aufgelegt. „Silver And Gold“ ist ein Akustik-Auftritt von Neil Young, der – gekürzt – auch schon im Fernsehen gezeigt wurde. Bei allen Einwänden gegen das gemütliche Altenteil-Album und die sentimentale Rückschau von Onkel Neil: Hier, zwischen akustischer Gitarre und antiker Pump-Orgel, gleichsam dem Kaminzimmer des Rock’n’Roll, gelingt Young das Summen der Erinnerung, eine magisch aufgeladene Atmosphäre des Erhabenen. „Maybe the Beach Boys have got you now/ With those waves singing ‚Caroline, No…'“ 4,5

„Red Rocks Live“ wurde im Jahr 2000 bei einem Konzert in den Bergen von Colorado aufgezeichnet, vor ultimativer Young-Kulisse: Es gab Schneeregen. Auf der Bühne standen lauter alte Fahrensmänner der Rockmusik: Donald Dünn, Ben Keith, Spooner Oldham und Jim Keltner (Freunde). Im Hintergrund sangen Astrid und Pegi Young (Verwandte). Young spielte hier weniger bekannte, auch subtilere Songs, die Crazy Horse nicht gut passen: „Fool For Your Love“, „Winterlong“, “ Words“, Stücke von „Silver And Gold“ und „Harvest Moon“. Und diese Songs, eher unscheinbar in Youngs Katalog, werden trotz Sentimentalität und Altersmilde doch zu Parabeln der menschlichen Existenz. Wenn der selbst gezauste und knitterig gewordene Rocker für den Papa in Kanada „Daddy Went Walking“ imaginiert und in „Razor Love“ noch einmal die Liebe beschwört, dann fährt der Wind in die schütteren Haare, Donald „Duck“ Dünn watschelt mit seinem Bass umher, es stürmt in den Bergen, und Young hebt zu „Cowgirl In The Sand“ an. 5,0

Im alten Format gibt es das neben „Rust Never Sleeps“ letztgültige Dokument von Crazy Horse: das Feedback-Gewitter, Stroboskop-Blitzen und Kerzenblaken von Weld (5,0). Young als Apokalyptiker nach dem Beben des ersten Golfkriegs, Jimi Hendrix und Bob Dylan als Propheten des Untergangs. Erschütternd. Eine halbe Stunde mit Mao-Mütze, Mundharmonika und Gitarre: Freedom (4,0) führte Young 1989 zunächst allein auf, ehe mal Ben Keith und Poncho Sampedro ein paar Akzente setzten. Die Bühne ist leer, das Publikum still, die Songs sind sensationell. Nicht so die Lärm-Stücke von Ragged Glory (2,0) von 1991, hier in einer 25-minütigen Jam-Session mit Crazy Horse ausreichend vorgestellt. Das Unplugged-Konzert (4,0) von 1993 vereint große Young-Momente, Lofgrenund Keith mit einer etwas mutwilligen Auswahl von Songs: „Transformer Man“, „World On A String“, „Stringman“, „Harvest Moon“. Und schließlich jener Film von 1978, der allgemein mit „so schlecht, das er schonwieder gut ist“ beinahe korrekt beschrieben wird: das Trash-Movie Human Highway (2,0), in dem Devo am Ende immerhin den Atomkraft-Stuss kaputthauen: „Hey Hey, My My!“ (alle Warner)

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