Nirvana – From The Muddy Banks Of The Wishkah :: Geffen/MCA

Die letzten Töne. Zwei Jahre nach „Unplugged in New York“ haben Dave Grohl und Krist Novoselic ihre Arbeit an dem Live-Album beendet, das schon damals als zweiter Teil erscheinen sollte. Die nun zusammengestellten Aufnahmen spannen den Bogen zwischen 1989, also vor „Nevermind“, bis zum Januar 1994, also Cobains Zusammenbruch in Rom. Novoselic kündigt in den Linernotes „Nirvana raw“ – im Unterschied zu „unplugged lite“ – an. Und so ist es. Mit den Songs „School“, „Aneurysm“, „Spank Thru“, „Scentless Apprentice“ und „tourette’s“ sind hier Stücke enthalten, die nicht zu ihren besten gerechnet werden können und die als Füllsel ein Konzert strukturierten. Sogar „Polly“ und „Breed“ (die ersten Live-Aufnahmen) haben nichts vom zähen Pop-Schmelz der späteren Album-Bearbeitungen. „Been A Son“, „Lithium“ und „Smells Like Teen Spirit“ fehlt die wuchtige Grandezza. Hier wird krakeelt, geknüppelt, gerockt. Keine Überraschung, nirgends. Drei Musiker. Gitarre, Baß, Schlagzeug.

Ja, die Nirvana-Konzerte waren so und nicht anders, sie waren Punkrock. Hätten die Alben nicht mehr aufgeboten, wäre die Band so populär wie Mudhoney oder die Melvins geblieben, folglich eine Fußnote. Insofern verweist „From The Muddy Banks Of The Wishkah“ (benannt nach dem Fluß, der Seattle zerschneidet) auf die Beschränkung des Trios. Die Auftritte nach „Nevermind“ gerieten zu historischen Weihestunden, und die Selbstsuggestion des Publikums signalisierte den unvergeßlichen Moment. Die Menetekel erfüllten sich bald – nun können viele sagen, sie seien dabeigewesen.

Allein, dieses Album holt nichts zurück und säkularisiert den Zauber des Ereignisses, Wenn bei „Unplugged“ die Trauer regierte, so regiert hier der Zorn. An dieser Doppelnatur ist Kurt Cobain zugrunde gegangen – doch nur bei „Heart-Shaped Box“ bekommt man eine Ahnung davon, welche Liebe (zum Leben) daran zerscherben mußte. Der Rest – da mag der berühmte „Fan der ersten Stunde“, der seit „Bleach“ dabei war, protestieren – ist krauser, wiewohl ehrfurchtgebietender Krach vom matschigen Ufer des Aufbegehrens (statt aus der luziden Hölle der Kontemplation). Die undeutlich gebrüllte Sprache des Herzens.

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