Nitin Sawhney – Human :: V2/Zomba

Ein britischer Inder mit ausgeprägtem Latin-Faible sowie gelegentlichen Britpop- und House-Anwandlungen? Nitin Sawhney macht es einer Plattenfirma alles andere als leicht, seine opulent arrangierten Werke zu vermarkten. Schon auf den vorangegangenen Alben „Beyond Skin“ und „Prophesy“ frönte Maestro Sawhney gnadenlos dem Maximahsmus, dem Wunsch möglichst jedes bekannte Genre (Country und Metal vorläufig ausgenommen) zu zitieren, mit zum Teil beeindruckenden Resultaten und oft gegen alle aktuellen Trends.

Indien ist wieder in, aber nicht bei Nitin. Er distanziert sich von allen Bhangra-Berserkern und Breakbeat-Chaoten mit gepflegtem Eklektizismus und zitiert stattdessen Politiker, die er bewundert oder womöglich verachtet sowie geschätzte Kollegen, die Seelenverwandte sein oder werden könnten. So erinnert etwa „Fragile Wind“ an „Teardrops“ von Massive Attack, allerdings singt Tina Grace nicht ganz auf dem Niveau von Liz Frazer. „Falling“ geht bei nicht zu genauem Hinhören als Radiohead-Nummer durch, und an einigen anderen Stellen glimmt ein Elektro-Funke wie von Faithless auf. Ein wahrhaft und unironisch anrührendes Lied namens „Waiting (O Misstress Mine)“, gesungen von Zubin Verla, gemahnt gar an epische Rockbaliaden aus den frühen Siebzigern, wäre da nicht der zeitgemäß schleppende Downtempo-Beat.

Trotzdem sei darauf verwiesen, dass Nitin Sawhney manche Dinge besser kann als andere, und am besten kann er indisch-international, soll heißen von einem indischen Motiv ausgehend, seine Hörer auf eine virtuelle Weltreise schicken, wie bei „Heer“, „Conscious Life (Chetan Jevan)“, „The Boatman“ und „Raag“. Ein Meisterwerk ist „Human“ somit allemal – anspruchsvolle globale Popmusik, die manchmal melancholisch, gelegentlich eingängig, selten druckvoll, aber immer stimmig bis exzellent produziert ist.

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