No Doubt – The Return Of Saturn :: Gelungener Radio-Pop aus Kalifornien: Gwen Stefani macht Schau

Am Anfang war Ska, dann kam „Don’t Speak“. Gwen Stefani wurde Pin-up, die Band chemisch gereinigt. Bis der Ska rausgebleicht war. 15 Millionen wollten am Ende „Tragic Kingdom“. Ein Coup, kein Zweifel. Fünf Jahre später ist er nur noch zu erahnen, der Ska. In Drum-Breaks klingt er kurz an, fast verschämt. Und wenn die Band Fahrt aufnimmt, nach einer besonders schmachtenden Passage der Leading Lady. Dann wird mal eben geschwind synkopiert wie einst, bevor man sich auf Pop besinnt Verrat? Blödsinn. Denn erstens war das Pop-Chromosom schon immer Teil der No Doubt-DNA, und zweitens lässt sich „Saturn“ nichts zuschulden kommen, worauf nicht schon weitaus genialere Glücksritter wie Spector oder Abba spekulierten: Singalong-Melodien, haltbare Hooklines, viel Koketterie und eine Prise Sex. Feine Sache, solange es funktioniert und nicht Euro-verplätschert wie bei Aqua. No Doubt liegen qualitativ zwischen den skandinavischen Antipoden, so selten Abba-beseelt wie Aqua-dämlkh, überfrachten ihre überaus passablen Songs aber oft ganz unnötig. Selbst die Single „Ex Girlfriend“ leidet an Stress. Im Kern ein Remake von „Just A Girl“, ächzt der Cut unter der Last von Akustik-Intro, Pseudo-Rap und Tempowechseln. Klarer Fall von Studio-Koller.

Viele Monate für Aufnahmen und sukzessive Mischpult-Manipulationen zahlen sich gewöhnlich nicht aus. Gelungene Gegenbeispiele sind so rar wie weiße Raben und frische Franzosen. Auf „The Retum Of Saturn“ finden sich mit dem ungemein eingängigen „Artificial Sweetener“ und der augenzwinkernden Obszönität „Bathwater“ (nein, sie würde sein gebrauchtes nicht schlürfen, sondern sich nur darin suhlen) immerhin zwei. Trotz unmotivierter Sperenzchen wie Funeral-March-Intro und Bach-Trompeten. „Home New“ dagegen ist rettungslos verschachtelt, von den Service-Ansagen der Londoner Underground über die Pretenders-Verse und die Dub-Reggae-Brücke bis zu den mexikanischen Bläsern. Das Ding würde kollabieren, wäre da nicht Gwen Stefani, die Girlie ist und Schickse und Mieze und Vamp. The retum of Venus.

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