Nuggets

Dr. Eugene Chadbourne – Young & Innocent Days (Swamp Room)

And out come the freaks. Oder besser gesagt: Hier kommt der Mann, der aus dem Besten beider Welten, Rock von Beatles bis Hendrix und Jazz von Mingus bis Coleman, stets das Allerbeste zu machen verstand, die Liaison zweier konträrer Stilrichtungen zu einem so genuinen Ding, dass der Begriff „Fusion“ einer glatten Beleidigung gleichkäme. Nun hat der Dr. Mabuse der Gitarre, der seit seinen Kabinettstückchen an den Seiten von John Zorn, Henry Kaiser oder Mark Kramer (Shockabilly) niemandem auch noch Irgendetwas beweisen muss, während einer längeren Studio-Pause innere Einkehr gehalten und die kicks seiner Sechziger reminisziert. Mag die Mixtur aus Donovan („Epistle To Dippy“) und Love („Live And Let Live“), Gram Parsons („Hickory Wind“)und Jethro Tull („The Teacher“) auf den ersten Blick auch Brechreiz evozieren, wenn der Doktor – begleitet von Ut Gret-, Java Men- und Circus Spy-Handwerksmeistern – in die Saiten greift, dann wird aus den so unvereinbar scheinenden Ingredienzien ein psychedelisches 14-Gänge-Menü der vier-Sterne-Kategorie.

George DeVore- Wonderland (Hypertension)

Seine Dreifaltigkeit heißt Gott, Jimi Hendrix und Captain America; die trägt George DeVore als Tattoos stolz auf dem Arm. Seine musikalischen Parameter heißen John Mellencamp und Matthew Sweet, und die sind mehr als bloße Ikonen oder Abziehbilder, denn der Mann aus Iowa – inzwischen in Austin beheimatet und verehrt – macht mit seiner Band The Roam die beiden Vorbilder schon fast zu Nachzüglern. DeVore hat nicht nur die looks des jungen Wilden, hat nicht nur den volleren Energie-Tank, er besitzt auch noch die ungebremste Jungspund-what-me-worry-Attitüde, die ihn die beiden Helden in fast jeder Hinsicht auf der Standspur überholen läßt

The Virgineers- S/T (Liquid Sound Records)

Von den Herren Partridge/Moulding in ihrer Dukes Of Stratosphere-Camouflage-Phase oder von den Herren Sturmer/Manning zu Jellyfish-Zeiten zu lernen, heißt siegen zu lernen. Denn dann gurkt man so unbeschwert gekonnt durch die Laven der Psycbedelic-Eruptionen, dass Pink Floyd-Ausbrüche zu matten Fürzen werden. Bruce Lash und Ken Zawacki heißen die beiden Hofharren, die man zwecks Goldgewinnung ins Labor schickte, und die mit einer Wundertüte knallbunter Pop Lollipops uns -Marshmallows wieder herauskamen. Delicious…

Victor Krummenacher – aint John sMercy (Magnetic)

Jack And Jill – Fancy Birdhouse (Magnetic)

Zwei Alumni der Camper Van Beethoven-Talentschmiede hat Kollege Ruff ja bereits im letzten Heft präsentiert: Greg Lisher und Jonathan Segel. Hier kommt Nachschlag: Victor Krummenacher und Jack And Jill. Krummenachers Werk hat einen eher traurigen Background, denn der ehemalige Camper- und Monks Of Doom-Bassist besingt hier das Schicksal seiner Tour-Band A Great Laugh, die durch einen Unfall von Drummer John Nelson auf Null gestellt wurde. Nelson landete im St John’s Mercy Medical Center, und Victor nutzte die Auszeit, um das Puzzle seiner diversen Einflüsse – Country, Pop, Punk, Psychedelic- und Roots-Rock zu einem Bild zu fügen. Resultat: Der Mann hat ein geschicktes Händchen; die Summe all dieser Einzelteile ist stimmig, ein aurales Dinner mit mehreren Gängen.

Hinter dem Duo Jack & Jill verbirgt sich primär Jonathan Segel, der CVB verlassen musste, weil er – selbst für die Begriffe dieser experimentierfreudigen Band – zu viele Instrumente spielte. Auf „Fancy Birdhouse“, dem zweiten Album seiner kleinen, feinen Kapelle darf er das aber nach Herzenslust tun. Und so fiedelt und gniedelt er sich mit den Seinen durch eine ganze Latte humorvoller Eigenkompositionen und vier Coverversionen, darunter, man höre und staune, „Yoo Doo Right“ von Can und „Rock The Night“ von Europe“! – Joey Tempest dürfte aus dem Staunen nicht mehr rauskommen«

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