NUGGETS :: von Jörg Gülden
Früher sorgte Little Rock, Arkansas als Rassisten-Kaff für Schlagzeilen, heute macht man dort exzellente Musik. Bestes Beispiel: die MAGIC CROPDUSTERS. So wie die Namensgeber der Band -jene verwegenen Gestalten, die in ihren klapprigen Kisten über die Felder düsen und Pflanzenschutzmittel versprühen – rauscht auch dieses Trio auf seinem gleichnamigen Album (Privatlabel) mit Karacho durch Indie- und Roots-Gefilde. Und trägt zu kantigen Gitarrenklängen recht verschmitzte Verse vor – wie etwa die beiden Hommagen „Paul Newman“ und „The Beatles„. Wer sagt da noch, daß alternative rock nicht lustig sein kann?
Zwar kommen die SIN CITY BOYS aus Toronto, haben aber dennoch eine ziemliche Portion Prärie im Blut. Ihre LP „Temptation Road“ (Privatlabel) ist mit knapp 30 Minuten Spielzeit zwar eher ein Quickie, aber dafür sind die acht Songs aus einem Guß. Die Gitarren gehen mächtig zur Sache, der Harmoniegesang ist himmlisch, und die Country-Anflüge wekken Erinnerungen an die Hooblers und die unvergessenen Jason & The Scorchers. Und wer in seinen thank yeuu Wendy James, Jose Cuervo und Gram Parsons nicht vergißt, der kann kein schlechter Mensch sein.
Zeitgenossen, die noch Ohren für subtile Klänge und Untertöne haben, sei die gleichnamige LP (Flyin‘ Rec. FR001) der Band WAKE wärmstens ans Herz gelegt Das Trio aus Chapel Hill in North Carolina, fast durchgehend von Gästen an Baß, Pedal Steel, Cello und Harmonika unterstützt, spielt eine Lagerfeuermusik, die belegt, daß auch Songs, die anheimelnd, ja fast einlullend daherkommen, durchaus auch hochintelligent gestrickt sein können. Einen ganz besonderen hypnotischen Reiz verleiht diesem Album der perfekte, beseelte Zwiegesang der Geschwister Kirsten und Mark Simonsen. Mehr Gefühl geht kaum noch.
Was macht eine Band, die aus New brk stammt? Aber klar doch, geilen Großstadtlärm! Eine Einschätzung, mit der man im Falle dieser Band falscher nicht liegen kann, denn MR. HENRY verblüffen mit einem so feinen Country-Rock, daß alle Fans der frühen Poco feuchte Augen kriegen dürften. Zwei Gitarren harmonisieren mit schlafwandlerischer Sicherheit, und die Gesangsparts, zu denen drei der vier Musiker manchmal abheben, haben sphärische Qualitäten. „Jackhammer“ (Mighty Hudson Music MHM 971) ist (zählt man die 6-Song-Cassette „Tremolux“ nicht mit) nach „As Good As The Ground“ das zweite süperbe Album einer Band, über die ein US-Fachblatt schwärmte: Jede Plattenfirma, die das nächste große Ding sucht, muß sich nur Mr. Henry anhören.“ Produziert haben das famose Werk John Hampton (Replacements, Gin Blossoms) undNikoBolas(Keith Richards, Neil Young, Fiona Apple, Kevin Salem). Reicht das?
Wer aus Lubbock, Texas stammt, der sollte schon was zu bieten haben, denn aus dieser Musik-Hochburg, der der große Terry Allen mit der LP „Lubbock (Ott Everything}“ ein Denkmal setzte, stammt u. a. Buddy Holly. Doch dem Singer/ Songwriter CARY SWINNEY ist diese Hypothek durchaus bewußt, denn mit seinem Debüt „Human Masquerade“ (Johnson Grass Records JGPC 75760-2) bewebt er Qualitäten, die ihn ohne Umwege in den Olymp der texanischen Songwriter katapultieren. Assistiert von Cracks wie dem Pedal Steeler Lloyd Maines (Joe Ety, Wes McGhee) oder dem Banjo-Pikker Alan Munde (Country Gazette, Jimmy Martin) entfuhrt einen Swinney in jene Gegend, wo die Sonne zum Feind wird, der heiße Sand flimmert, nicht mal die Kakteen Schatten spenden – und die auf nicht wenige hatte Burschen eine läuternde, transzendente Wirkung gehabt hat.
Zu guter Letzt noch ein Tip für Fans softer Rocksongs ä la James Taylor oder Batdorf &Rodney: THE BACON BROTHERS. Das New Yorker Duo breitet mit JRnosoco „(Bluxo Rec 4040-2) ein Song-Bukett aus, das mit Stilvielfalt verblüfft und der Kompetenz des Songwritings erstaunt Jon Bon Jovi, einer der Gäste, stört nicht, denn Jonathan Edwards ist auch da.