Nuggets von Jörg Gülden

Cipollina-Fans aufgehorcht! Es gibt Nachschlag! Das französische Label Legend Records hat das Album Jt’s Not My Fault“ (LR102 über Taxim) der Gruppe PROBLEM CHILD ausgegraben. Problem Child sind neben Cipollina noch Greg Elmore, Greg Douglas, Chris Cole und Les Lizama, fünf Musiker, die dank Elmores Band-Projekt Little Joe zusammenfanden. Und liest man sich die Liner Notes durch, dann weiß man auch, warum dieses Quintett nur Problem Child heißen konnte. Musikalisch wird zwar bewährtes Terrain beackert, doch wenn Cipollinas Tremolo-Gitarre aufheult, ist eitel Freude angesagt Wenn Germanen sich an der Surfmusic versuchen dürfen, dann ist es wohl legitim, daß Schweden auch Brit Pop spielen können. Die DAFFODILS aus Älmhult könnten tatsächlich aus Manchester oder Birmingham stammen, denn „Honey“ (Rough Trade TCM 001), ihr zweites Album, weiß durch clevere Melodien, mehrstimmigen Gesang und viel, viel Gitarren zu bestechen. Wer also bei einem Pulp/Daffodils-Doppelpack das Rennen machen würde, wage ich daher wirklich nicht vorherzusagen.

Als sich die Sidewinders vor ein paar Jahren wegen vertraglicher Querelen verabschieden mußten, da war die Trauer nur von kurzer Dauer, denn die Band ging schon ein Jahr später als SAND RUBIES erneut an den Start „Live“ (EFA HIM 8925), zwischen 1990 und 1992 aufgenommen, stellt quasi das Bindeglied zwischen dem dritten und vierten Album der Sidewinders dar und wurde von Rieh Hopkins höchstpersönlich zusammengestellt Die 17 Tracks zeigen, daß er und seine Mannen bei den zuvor absolvierten 150 Konzerten in Höchstform musizierten. Zwar gibt es Passagen, wo man lediglich seine Arbeit verrichtete, aber dafür überwiegen die magischen Momente, wenn etwa Hopkins auf der Gitarre ein Noise-Feuerwerk abbrennt und Dave Slutes den Coyoten gibt.

Wem das jüngste Werk der Cranberries ob der vertonten Einfalt die Tränen in die Augen getrieben hat, der hat nun Anlaß zu viel Frohsinn.

Vom Fünften Kontinent stammen DESERT BOOT, eine Band, die in Prue Rheuben nicht nur eine Sängerin hat, bei der Frau Dolores mal ein paar Nachhilfestunden nehmen sollte, sondern bei der Begriffe wie Biß oder Magie noch nicht zu leeren Worthülsen verkommen sind. Auf „First Step „(Blue Rose BLU 30.114-1) musiziert das Quintett zwischen kantigem Rock und melancholischem Folk. Und immer überstrahlt das Ganze Prue Rheubens Stimme mal in kehliger Shouter-Manier, mal betörend sanft wie eine Elfe, aber immer richtig gut Gewöhnungsbedürftiger geht es allerdings bei JOEL R. L. PHELPS zu, denn das ehemalige Silkworm-Mitglied läßt seine Stimme gern überraschende Kapriolen schlagen und erinnert dann nicht ungern an eine Kreuzung aus Tim Buckley und Will Oldham von den Palace Brothers – was ja keine so schlechten Koordinaten sind. Zu seiner Poesie im Muezzin-Gewand sondern seine vier Begleiter auf „Warm Springs Night“ (Glitterhouse GRCD 394) Klänge ab, die sich am genauesten mit Slow-Core umreißen lassen. Zwar „brät“ die Gitarre, doch das tut sie dann in Zeitlupe. Und manchmal hat man bei Phelps Vortrag den beklemmenden Eindruck, daß er die Kurve nicht mehr kriegt Doch dann zieht er sich jedesmal mit einem geschickten stilistischen Bruch aus der Affäre. – Ein hochintelligentes Werk!

Zurück auf den erdigen Boden geht es mit den BUSH LEAGUE ALL-STARS, einer Band, wie sie amerikanischer (im positiven Sinne) nicht sein kann. Augenblicklich stellen sich Bilder von staubigen Highways, Bretterbuden-Bars und Tumbling Tumbleweeds ein, und die Verweise der Plattenfirma auf Creedence Clearwater (mit John Fogerty, versteht sich) sowie Neil Young & Crazy Horse stimmen hier hundertprozentig. Mit „Old Numbers“ (Glitterhouse GRCD 401) wird jeder Gitarren-Fan allerbestens bedient – ohne dabei Gefahr laufen zu müssen, mit Retro-Zitronen gehandelt zu haben.

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