Nuggets von Jörg Gülden

Eigentlich sind Hit-Zusammenstellungen kein Thema für diese Rubrik, aber Ausnahmen bestätigen die Regel. Und so gilt es nun die CONFEDERATE RAILROAD zu loben, denen die „GreatestHits“ (Atlantic 7567-82911-2) endlich auch in unseren Breiten die längst verdiente Anerkennung bescheren mögen. Frontman Danny Shirley und einige seiner Mannen begannen als Touring Band von David Allan Coe und konnten ’91 dann einen Major Deal unter eigenem Namen landen. Mit herrlich politisch inkorrekten Songs wie etwa „Trashy Woman“ oder Parodien wie „Elvis & Andy“ brachten sie ein Element in den Country Rock ein, das bis dahin als tabu galt: den Humor. Hier ist nun der brillante Beweis, daß auch Cowboys lachen können!

Etwas anders gehen da DASH RIP ROCK das Thema an: they take the shit out of country. „Get You Sotne Of Me“ (Sector 2/EFA 10021-2), das bereits sechste Album dieses Trios aus New Orleans, ist reinster Country-Punk-Fun. Und weil man down on the bayou alles eine Spur schärfer genießt, kriegen selbst Cowpunks à la Jason & The Scorchers gegen diese drei keinen Stich. Um den vertonten Irrsinn in Cinerama-Qualität genießen zu können, leiste man am besten der Aufforderung des Titels 16 Folge, der da lautet: „(Let’s Go) Smoke Some Pot“. -Satisfaction guamnteedl Die vier Herren aus Austin/Texas, die sich RAINRAVENS nennen, haben ihre Burrito Bros.-, Byrds- und Desert Rose Band-Lektionen aufmerksamst gelernt und verblüffen nun auf ihrem gleichnamigen Debüt (Blue Rose BLUCD 024) mit einer Reife und einem kompositorischen Fingerspitzengefühl, das vielen Bands ähnlicher Provenienz auch nach langen Jahren noch abgeht. Herausragend ist vor allem Sänger Andy Van Dyke. Wenn der mit seiner leicht brüchigen Stimme etwa den „Coyote Moon“ besingt, dann geht einem – Trivialität hin, Trivialität her – augenblicklich das Herz auf. Doch damit wir uns nicht mißverstehen: Rocken können die Jungs auch, und mit einem so gelungenen Debüt wie diesem dürfen sie sich schon jetzt unter die ganz Großen des Genres einreihen.

Man nehme die Everly Brothers, verpasse ihnen eine Menge mehr Druck unterm Kessel und erhält THE DELEVANTES. Bob und Mike Delevante wagten anno ’92 den Schritt von Hoboken/New Jersey in die Music City Nashville, wo sie per Zufall auf einen alten Nachbarn stießen, den ehemaligen E-Street Band-Bassisten Garry Tallent. Der war vom Songwriting und den Sangeskünsten der Brüder so angetan, daß er prompt eine Band zusammenstellte, zu der außer seiner Wenigkeit u. a. auch noch Drummer Mike Porter (Matthews Southern Cornfort) und Benmont Tench (Jeff Beck Group) gehören. Das Debüt „Long About That Time“(Rounder 9041) ist denn auch amerikanische Roots-Musik in Reinkultur. Treibende Rhythmen, intelligente Hooks, rasante Pedal-Steel-Gitarren und als Krönung über all dem Bob und Mikes jubilierende Stimmen. Exzellent!

Was für eine Musik macht wohl eine Band, die aus Jackson/Mississippi stammt? Genau: Blues oder Rockabilly. THE SHINES sind da ganz plietsch: Sie spielen beides. Und so ist Mist Gospel“ {Blue Rose BLUCD 025), ihr zweites Album, das in New Orleans in Daniel Lanois‘ Kingsway-Studios entstand, ein musikalischer Parforceritt durch den amerikanischen Süden. Sänger Cullam Pope hat nicht nur eine dieser kratzbürstigen Stimmen, sondern spielt obendrein auch eine Harmonik, daß einem schwindelig wird. Und daß ja kein Hauch von „I-woke-up-this mornin’…“-Blues-Nostalgie aufkomme, dafür sorgt die rasante Rhythm Section mit Drummer Denny Burkes und Bassist Steve Long. Und Gitarrist Doug Hogrefe, der in Lanois‘ Studio endlich die Röhrenverstärker qualmen lassen durfte, konnte sich obendrein der tatkräftigen Unterstützung von Pianist Bob Andrews (Brinsley Schwarz) und Violinistin Theresa Anderson (Anders Osborne) erfreuen.

Zu beziehen sind die Alben in der Regel bei: ChillMusic, Scheeren 12, 28865 Lilienthal, Taxim Records, Am Dobben 3, 27330 Asendorfoder Glitterhouse, Grüner Weg 25, 37688 Beverungen.

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