Nuggets von Ulli Schüler

Die letzte Scheibe der VIGILANTES OF LOVE war schon von recht beachtlichem Kaliber. Doch mit „Blister Soul“ (Capricorn 42042-2) ist der Band um den begnadeten Sänger und Gitarristen Bill Mallonee eines der unglaublichsten Werke überhaupt gelungen. Songs wie „Bethlehem Steel“ dürften selbst Anhänger der Kuschelrock-Fraktion in unkontrollierte Ekstase versetzen. Denn wer sonst fährt einem noch mit treibenden Drums, flehenden Vocals und dominanten Gitarren so fulminat in die Glieder? Egal, wo nun das Sesam-öffne-dich zu dieser Scheibe stecken mag oder wie man den Zugang zu den Vigilantes findet – erwischen wird uns Bill Mallonee hoffentlich alle. „We ain’t keeping secrets, we ain’t telling lies/ Going public with this one, going nationwide/ Start the presses, this ain’t pay-per-view…./ You can buy a little, you can buy a whole lot more.“

In einer besonders kreativen Phase befindet sich ganz offenbar Steve Wynn. Da steht die neuste GUTTERBALL gerade erst in den Regalen der hiesigen Plattenläden, und schon überrascht uns Hollywoods Gitarrenband numero uno mit ihrer dritten CD. Zu beziehen ist „Turnyor Hedinkov“ (RTS17) allerdings nur direkt über Normal Records, Bonner Talweg 276,53129 Bonn. Und da diese CD mit einer auf nur 2000 Exemplare begrenzten Auflage erschienen ist, sollte sich kein wirklicher Fan zuviel Zeit mit der Bestellung lassen. „Trial Separation Blues“, „Top Of The Hill“ und „Lester Young“ sind uns ja schon vom ersten Gutterball-Album angenehm vertraut. Was die Jungs um Steve Wynn aber aus diesen Songs gemacht haben, ist wirklich toll: eine der Scheiben, die wirklich viel Spaß machen. Eingespielt wurden die meisten Stücke live in Holland, Belgien und Virginia.Da auch die Produktion gut ausgefallen ist, gibt es keinen Grund, hier keine ganz eilige Empfehlung auszusprechen.

Drei Tage in Folge spielte der begnadete Al Kooper im New Yorker Bottom Line Club anlässlich seines 50. Geburtstags. Die Aufnahmen enstanden am 4., 5. und 6. Februar 1994 mit all seinen alten Weggefährten. Schier unfaßbar die Blues Projekt Reunion mit Roy Blumenfeld, Andy Kulberg und einem Danny Kalb mit magischen bis hypnotischen Momenten. Two Trains Running verschlägt einem glatt die Sprache, was ja aber auch nicht so tragisch ist, da man mit Zuhören eh besser fährt. Auch aus Koopers Blood, Sweat And Tears-Phase sind auf der Doppel-CD-Box „Soul Of A Man“( Music Master 01612-65113-2) neue und alte Einspielungen enthalten. Obwohl sie sich aus juristischen Gründen, trotz etlicher Original-Mitglieder, nicht mit ihrem altem Namen schmücken dürfen. Einige Stücke wurden mit seiner aktuellen Band, den Rekooperators, eingespielt. Und da man ja schließlich nicht jeden Tag fünfzig wird, wirken auf diesem gnadenlos grandiosen Album auch noch so illustre Gäste wie Jerry Douglas und John Sebastian mit.

RICK HOPKINS AND LUMINARIOS – allen Woodcocks-, Sandrubies- und Underbelly-Fans wärmstens zu empfehlen – treffen uns mit „Dirt Town“ ( Enemy OUT 118-2) mitten ins Herz. Krachende Gitarren und abgedrehte Songs gibt es satt. Fremdkompositionen wie „When I Was Young“ reihen sich nahtlos an eigenes Material. „Dirt Town“ enthält neben filligranen Songs zum Träumen eben auch absolut Tanzbares und Aufwühlendes zum Abheben. Noch zu erwähnen, mit vier bis acht Minuten sind die psychedelischen Momente dieses Albums auch nicht zu kurz geraten.

Und zum Schluß natürlich noch etwas Neues für unsere Texas-Fraktion. „Loco Gringo’s Lament“ (Deja Disc 3213) heißt dieses wirklich feine Comeback von RAY WYLIE HUBBARD (nicht verwandt oder verschwägert mit gleichnamigen obskurem Sektengründer) – ein Lamento, das man immer wieder hören mag.

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