Paddy McAloon – I Trawl The Megahertz und Louis Philippe – My Favounte Part Of You :: EMI / XIII BIS/Indigo

Beinahe hätte Paddy sein Augenlicht verloren, und während er so trübe Tage auf der Chaiselongue verdämmerte, half ihm nur noch das Radio, und er ritt auf den Wellen und drehte den Knopf, wie das eine Generation früher die großen Beschwörer der radio days taten. Dabei reifte die Idee zu einem kaleidoskopischen Hörspiel, einem Musical aus dem Äther. Deshalb spricht hier eine Frauenstimme ellenlange Texte über eleganten Melodien, die Trompete schwelgt, Cool-Jazz und Broadway klingen an, alles pizzikat, erlesen, elegisch, Schließlich singt Paddy auch selbst. Wunderbar, denkt man zwischendurch oft. Aber doch auch: wie fad! Warum nicht einfach ein Song?

Waren nicht schon die „Cowboy Dreams“ die Evokationen eines Sehschwachen, der seine Träume auf den Wilden Westen projizierte? War nicht Jordan: The Comeback“das überbordende Musical zwischen Ibiza und Märchenland? War nicht „Hey Manhattan!“ die Hommage an Frank Sinatra und Stanley Donen? Und „Steve McQueen“ die Apotheose der Popmusik als Musik der Liebe, der Jugend und der Vergänglichkeit überhaupt? Paddy McAloon hat uns alles gegeben. Im Winter kommt eine neue Platte von Prefab Sprout.

Den Pop, den McAloon so ganz entrückt und unschuldig nicht mehr hinbekommt, spielt der Franzose Louis Philippe seit mehr als 15 Jahren. Genremäßig ist er noch immer den Achtzigern, The Style Council, ABC, Momus, XTC, Paul Quinn, Microdisney (Sean O’Hagan macht hier mit!) zuzurechnen. Philippe singt übrigens englische Texte (kurz und ohne Akzent).

„My Farourtte Part Of You “ ist ein Wunderwerk der erhebenden Melancholie, der berauschenden Melodie, des reinen Schönklangs. Philippe sieht heute aus wie der jüdische Rätseldichter Paul Celan, der nebenbei auch ganz schön schweinische Briefe an die Geliebte schrieb, bevor er sich in die Seine warf. Philippe feiert mit Kopfstimme, Streichern, Piano und Harmoniegesängen das Leben, wie es manchmal in amerikanischen Filmen ausschaut, die wie Jules und Jim“ aussehen wollen. Eine fast schmerzlich herrliche und euphorisierende Platte, falls man dergleichen heute noch behaupten darf. Manierismus? Ach was! Natürlich darf man die Ruppigkeit der Strokes, der White Stripes, der Kings Of Leon heute nicht unterschreiten, wenn man dazugehören will. Aber Adam Green! Und eben dieser Louis Philippe! Sie sind die Axt für das Eismeer in uns. Die Mädchenplatte des Jahres.

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