Palindrome :: Start 14. 4.

Ob vor- oder rückwärts gelesen, ein Palindrom ergibt immer den gleichen Sinn. Was auch bedeuten kann: Niemand kommt letztlich aus seiner Haut heraus. Wie das Mädchen Aviva, das auf einer märchenhaft-grotesken Reise in verschiedenen Identitäten auftaucht und am Ende dennoch dieselbe ist oder es stets war. Die Zwölfjährige will unbedingt ein Kind. Doch als sie endlich unter absurden Umständen von einem Mitschüler geschwängert worden ist, nötigen ihre Eltern sie zu einer Abtreibung. Dabei kommt es zu Komplikationen: Aviva wird nie mehr Mutter werden können, erfährt das jedoch nicht. Um sich ihren Kinderwunsch zu erfüllen, haut sie von zu Hause ab. Sie probiert es mit einem Fernfahrer, der aber auf Analsex steht, und strandet bei einer bibelfesten Glucke namens Mama Sunshine, die mit ihrem Ehemann ein Dutzend behinderte (also unerwünschte und ungeliebte) Kinder hütet und mit militanten Abtreibungsgegnern einen Mord an einem Arzt plant. Das Prinzip des Palindroms setzt Solondz bei jeder Szene und Figur permanent so geschickt ein, das einem sein parabelhafter Trip schwindelig und ratlos macht. Er verhöhnt die Heucheleien fanatischer Christen, führt sarkastisch krampfhafte Liberalität vor, thematisiert tragikomisch Pädophilie ebenso wie neurotische Mädchenträume. Wie man auch „Palindrome“ wendet: plumpe Moral gibt es hier nicht.

Abonniere unseren Newsletter
Verpasse keine Updates