Patti Smith – Trampin‘

So bald, 2005, wird „Horses“ 30 Jahre alt. Man möchte es kaum glauben, aber Patti Smith ist ja auch schon 57. Sie klingt nur nicht so. Eigentlich klingt sie jetzt jünger als vor ein paar Jahren. „Trampin'“ ist ihr neuntes Album, das vierte, seit sie sich 1996 entschloss, nach dem Tod ihres Mannes Fred „Sonic“ Smith wieder aktiv am Musikgeschäft teilzunehmen. Inzwischen scheint sie neue Hoffnung geschöpft zu haben, ihre Stimme kann wieder Wälder ausreißen, die Songs zeigen unbedingten Willen, eine enorme Kraft. „Jubilee“ ist mit dem wiederholten „Come on“ der perfekte Anfang, die Gitarren von Lenny Kaye und Oliver Ray treiben das Lied an, zwischendurch spricht Smith, beschwörend wie eh und je. Und trotzdem überrascht sie einen jedes Mal wieder mit ihrer Poesie, mit diesen manchmal erschreckend direkten, manchmal kaum fassbaren Zeilen. Vielleicht ist das ihre größte Kunst: immer unverkennbar Patti Smith zu sein, und doch immer eine andere.

Da scheint in „My Blakean Year“ etwas Resignation durch: „One road is paved in gold/ One road is just a road“, so das scheinbare Fazit einer Frau, die immer wieder erstaunliche Abzweigungen gefunden hat und sich nie mit einem geraden Weg zufrieden gab. Doch am Ende bekennt sie sich eindeutig zum Aufbruch, zur Hoffnung: „So throw off your stupid cloak/ Embrace all that you fear/ For joy will conquer all despair/ In my Blakean year.“

Selbst das politische Manifest „Radio Baghdad“ – zwölf Minuten lang, unheimlich, anstrengend und aufregend im besten Sinne des Wortes – endet mit einer Geste der Versöhnung: „Suffer not/ The paralysis of your neighbor/ Suffer not/ But extend your hand.“

Erstmals ist auch Smiths Tochter Jesse zu hören; sie spielt das zarte Klavier auf „Trampin'“. Es ist der letzte Song, und Patti singt dazu ganz sanft: „I’m trampin‘, trampin’/ Tryin‘ to make heaven my home.“ Dabei klingt sie, als hätte sie längst Frieden geschlossen mit der Erkenntnis, dass der Himmel noch warten muss.

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