Paul Mccartney – Flaming Pie
Man muß schon ein böser Klotz sein, um einem Krüppel die Krücken wegzuschlagen oder einmal mehr auf Paul McCartney und seinen freundlich-simplen Songs herumzuhacken. Er mag Milliardär sein und kniefällig vor der Monarchin robben, aber er ist auch fegetarier und Mäzen und ein liebevollen treusorgender Familienvatet Wem deshalb nach Häme ist, dem soll sie im Halse steckenbleiben. Schon wahr, Paule hat die banalsten Songs geschrieben, aber auch die dauerhaftesten, schnödesten Schnulzen sowie genuine Evergreens. Keine Frage der Ehre, sondern der Ehrlichkeit: Macca ist ein Schmalzier, aber nicht irgendeiner, nein, der gottverdammt beste.
Anders als auf seinen letzten paar Solo-Alben wirkt Paul McCartney auf „Fläming Pie“ vor allem eins: motiviert. Und im Einklang mit sich selbst. Die „Erhebung“ in den Adelsstand hat damit freilich nichts zu tun, die Genesung seiner Frau Linda schon. Und der Publizitäts-Schub der Anthology-Kampagne. Und die Verehrung von Jungspunden aus dem Oasis-Camp. So ist „Pie“ mehr als passabel, äußerst durchwachsen zwar, aber drei, vier Songs hätten durchaus Gnade vor den Ohren der anderen Beatles und ihren Weg auf das „White Album“ gefunden. Bestens gelungen sind die Kollaborationen mit Steve Miller, allen voran das amerikanisierte „If You Wanna“, auf dem Millers Gitarre die leichte Melodik gleichsam erdet und McCartneys Wegwerf-Lyrik als solche erkennbar und goutierbar macht. „Young Boy“ ist recht flott und fab, während „Used To Be Bad“ mit leisem R&B-Flair daherkommt Miller singt und spielt eine bluesige Gitarre, und das Ganze klingt wie die Stones ohne Sex. Gar nicht übel.
Ausgesprochen hübsch auch die Trilogie semi-akustischer Ditties „Calico Skies“, „Somedays“ und „Great Day“. Letzteres gemahnt sogar an „Blackbird“: dasselbe Feeling, wenn auch nicht dieselbe Klasse. Richtig pappig wird es erst, wenn Jeff Lynne ins Geschehen eingreifen darf. Dabei war Paul McCartney stets am besten, wenn er ein Korrektiv neben sich hatte, ob nun Lennon oder Costello oder jetzt Miller. Der zweite Mann diszipliniert und entzuckert Lynne tut das Gegenteil, er glättet, wo die Musik mal Falten wirft, und seine sämigen Keyboards schmecken wie Honig auf Marshmellows. „The World Tonight“ hat immerhin noch das bekannte ELO-Single-Format (Randy Newman revisited), doch die anderen Lynne-Tracks sind liederlich und ärgerlich. Trotz des trefflich pumpenden Pianos von Sir Paul bleibt vom Tide Track nur Soft-Rock, und „Souvenir“ wäre eine famose Soul-Nummer geworden mit Lennon anstelle von Lynne. Müßige Gedanken, gewiß.
Nice album, nevertheless.