Penelope Houston – Cut You

Penelope Houston, sanfte Königin des Neo-Folk, geliebt ihrer melancholischen Songs und schöner Melodien wegen. Sanft jedoch war sie nie. In jungen Jahren schon erprobte sie als Sängerin der kalifornischen Punkband Avengers die Widerspenstigkeit, um sich später einer völlig anderen, der komplexen Welt akustischer Musik zuzuwenden. Mandolinen, Gitarren, Harmonien anstatt verzerrter Akkorde und Geschrei. Die elektrische Harfe als ihr Markenzeichen.

Dazu allerdings eine Stimme, die ihren rebellischen Charakter nie verheimlicht und fast im Widerspruch zur Milde der Musik steht. Eine emotionale Spannkraft, die Gefühle, Beobachtungen oder Verletzungen in abgründigen Texten zum Vorschein kommen läßt Lange bevor Neo-Folk zur Mode wurde, spielte sie ihr Debüt-Album „Birdboys“ ein, um Jahre später im Schwünge des Hypes mit „The Whole World“ und, „Karmal Apple“ an die Spitze des neuen Indie-Trends zu tauschen. Mit gelassenem Selbstverständnis, charismatischem Auftreten und positiver Stärke, ganz Herrscherin in ihrem Metier.

Das Album „Cut You“ verspricht jetzt neue und härtere Klänge. Wobei man unter „neu“ normalerweise etwas anderes versteht, als das hier Gebotene. Wirklich neu sind nur 6 der 14 Songs, der Rest Neu-Einspielungen diverser Highlights aus ihrem bisherigen Schaffen. Und da wurde allerhand herumgefeilt. Mehr elektrische Gitarre, mehr Volumen, ein straightes Schlagzeug ersetzt die anspruchsvolle Percussionarbeit und läßt so manch filigranen Song nun plakativer rocken. Ob „Glad I’m A Girl“, inzwischen Aushängeschild für Penelope Houstons direkte Attitüde, mit heulendem Unterton und kräftiger Soundzulage besser wird, ist Geschmacksache. An der bereits bestehenden Deutlichkeit von „If it is a man’s world, then I’m glad I’m a girl“ ändert das nicht viel. Der Produzent hat sich für die Ausgewogenheit des Sounds engagiert und Penelopes stärksten Songs ein durchaus Mainstream-kompatibleres Gewand angepaßt. So erscheint „Cut You“ eher als ein schaler Kompromiß mit der neuen Plattenfirma denn als wirklich neues Album, ein „Best Of“, um den großen europäischen, womöglich auch amerikanischen Markt zu erobern. Wenn Penelope Houston künstlerisch neue Wege einschlägt, finde ich das durchaus begrüßenswert, wofür letztendlich die neuen Songs sprechen. Die Musik in ihrer Struktur ist lauter, ohne daß die Vorliebe für Akustik-Arrangements verloren geht Am überzeugendsten gelingt das bei „Pull“, einem dynamisch treibenden Stück voll Western-Rock: sehnsuchtsvoll und bedrohlich zugleich, beschwörend ansteigend der Gesang – und hier spürt man zum erstenmal, wie gut ihr Songwriting mit einer weitaus kräftigeren Instrumentierung klingen kann. Ganz zu schweigen von „Cut You“ dem Titelstück, thematisch die charmante Version eines Rachezugs. Nach anfänglich leisen Blues-Harmonien zückt sie beschwingt das Messer und triumphiert: „And with my little kitchen knife, I make a little piece of you.“ Als EP oder Hit-Single wäre das spannender gewesen.

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