Pet Shop Boys – Battleship Potemkin

Man könnte das Album einfach mal als Bildungsauftrag für die Pet Shop Boys betrachten: Das britische Popmusik-Duo hat also zusammen mit den Dresdner Sinfonikern eine neue Filmmusik zu Sergej Eisensteins Stummfilmklassiker „Panzerkreuzer Potemkin“ eingespielt. Was nun nicht gerade eine kleine Aufgabe ist. Die Lösung klingt dann in etwa wie einer der Michael-Nyman-Soundtracks für einen Greenaway-Film mit der Mischung aus Minimal Music, gefühltem Barock und Romantik, die für die Disco fit gemacht wurde. Dazu ein paar Songs und knappe choralartige Zwischenspiele, falls noch Single-Auskopplungen abfallen müssen. Und fertig.

Weil es sich halt um die Pet Shop Boys handelt, ist das allemal professionelles Entertainment, darunter machen es Neil Tennant und Chris Lowe nicht. Es pluckert gefällig, und zwischendurch wird sogar mit stilistischen Möglichkeiten und den handelsüblichen filmmusikalischen Geschmacksverstärkern gespielt. Eine Nettigkeit, die wohl gar nicht mehr sein will als Musikdesign – und sich bestimmt nicht wirklich mit dem Film messen.

Nichts an dieser Einspielung ist fordernd, nichts verstörend. Selbst das Pathos wird im verträglichen Nippes-Format serviert, so daß man vielleicht doch noch einmal daran erinnern muß, daß es sich bei diesem „Panzerkreuzer Potemkin“ um ein emotional zutiefst aufwühlendes Werk handelt, das nun beileibe nicht aus irgendwelchen geschmäcklerischen Gründen immer wieder bei den Hitlisten der besten Filme aller Zeiten auf Platz eins gesetzt wird.

Mächtig ragt mit dem Panzerkreuzer Eisensteins revolutionäre Beschwörung in der Filmgeschichte auf. Unerträglich groß vielleicht. Zu erhaben in seiner künstlerischen Kraft. So könnte der Ansatz der Pet Shop Boys, diesem gewaltigen Manifest fast wie nebenbei zu begegnen und damit alles Erhabene des Films auf ein erträgliches Maß zu verzwergen, schon auch als Methode gelesen werden, einem ansonsten zu großmächtigen Gegenüber einfach mal in die Augen schauen zu wollen.

Was auf der Theorie-Ebene eine auch irgendwie sympatische Vorstellung von Popmusik ist. In der musikalischen Praxis ist man allerdings bei der Originalmusik von Sergej Prokofjew zum Panzerkreuzer um etliches besser aufgehoben.

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