Plan D :: von Simon Urban

Das Berlin, in dem Hitler den Krieg gewonnen hat, findet man dank Robert Harris und seinem Bestseller „Vaterland“ in jeder Bahnhofsbuchhandlung. Nun erleben wir in diesem Debüt ein Ost-Berlin, das 2012 noch immer Hauptstadt einer maroden DDR ist. Kurz vor wichtigen Verhandlungen mit dem Bundeskanzler Oskar Lafontaine wird ein ehemaliger Berater des DDR-Staatsoberhaupts Egon Krenz tot aufgefunden. Die Indizien sprechen für einen Mord durch die Staatssicherheit. Für Aufklärung sollen der Volkspolizist Martin Wegener und – das gab’s zuvor noch nie in der deutsch-deutschen Geschichte – sein westdeutscher Kollege Richard Brendel sorgen. Was nach einer soliden Krimi-Handlung und einem faszinierenden Setting klingt, hakt leider an zu vielen Stellen, weil die Ambition oft mit dem Autor durchgeht. „Plan D“ ist dann am bes-ten, wenn er das Ost-Berlin anhand seiner Warenwelt (man telefoniert mit seinem „Minsk“, nimmt das Potenzmittel „Aufrecht“) und seiner Werbeslogans zeichnet (Hotel Eastside am Alexanderplatz: „Der Westen im Osten“). Geradezu ärgerlich wird es, wenn Urban immer wieder zum munteren Adjektivkegeln ansetzt, seine Charaktere die deutsch-deutsche Geschichte nachplappern lässt, als hätten sie das nicht alles selbst erlebt, oder seinen Kommissar zum samenstaugetriebenen Stalker degradiert.(Hanser, 15,90 Euro) Daniel Koch

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