Pop essen Mauer auf

„Pop essen Mauer auf“, von Stefan Maelck müsste fast an anderer Stelle in diesem Heft besprochen werden, bei „Musikbüchern“, also Sachbüchern. Fast. Dem Hallenser Journalisten ist ein Coup gelungen. „Geschichte ist, wenn das, was man zunächst für einen Witz hält, später wahr wird“, weiß er. Schon folgt die Schote der ostdeutschen Angie, die sich im Jahr 2005 eines Stones-Hits ermächtigte, um die Gunst des Wählervolks zu erkämpfen. Die Entstehung der Ballade bleibt diffus, doch die „Hartholzakte von Ludger Bauer“ gewährt Einblick in klandestine Aktivitäten der Stasi. Die belegen, was wir lange vermutet haben: Beatschlager und Rock’n’Roll, die systematische Zersetzung des dekadenten Westens wurde vom Osten gesteuert. Aus der DDR! Warum sonst sangen Cash und Presley auf deutsch? Wie Dokumente belegen, gelang es unter der Regie des Genossen Sperling, den „Rollingstones“ einen Song unterzuspielen, der auf einem Ausspruch des Puhdys-Sängers fußt: „Was kann ein armer Arbeiterjunge schon tun, um Weiber aufzureißen? Die beste Methode ist immer noch, in ’ner Rockband zu spielen.“ Daraus „Street Fighting Man“ zu schmieden, war den hervorragenden Kämpfern für eine bessere Welt ein Leichtes, „stehen doch die Mitglieder der Rollingstones jeden Abend so stark unter Drogen, dass sie wahrscheinlich am nächsten Morgen gar nicht mehr genau wissen, welche Lieder sie geschrieben haben“! Eine wichtige Lektüre, gerade für die heranreifenden Jugend, die sich gar nicht genügend mit Geschichte befassen kann. (14,90 Euro)

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