Popol Vuh

The Essential Album Collection, Vol. 1

Fünf Alben der Kraut- und Weltmusikband

Krautrock war überwiegend ­eine deutsche Angelegenheit, und nichts verdeutlicht das mehr als der deutscheste aller möglichen deutschen Songtitel: „Zwiesprache der Rohr­flöte“. Ein Titel wie ein Grass-­Roman, geeignet für einen Horrorfilm. Regisseur Werner Herzog dürfte sich gefreut haben, als Popol Vuh ihm 1978 dieses Stück für den „Nosferatu“-Soundtrack vorlegten, und noch mehr wird er sich darüber gefreut haben, dass es ganz anders klang, als für eine Vampir-Erzählung zu erwarten war: wie eine mit Sitar unterlegte Meditation. Grandios waren die Scores von Popol Vuh stets, aber sie erzählten ihr eigenes Drehbuch. Es scheint vorstellbar, dass Florian Fricke bei der Komposition das Film­material gar nicht sichtete.

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Vielleicht tat man dem Kollektiv um den Münchener Fricke, verstorben 2001, mit dem „Krautrock“-­Label Unrecht. Popol Vuh galten unter zeitgenössischen Formationen wie Can oder Neu! als die spirituelle, nicht zuletzt wegen Frickes Exkur­sionen in Yoga und fernöstliche Musik. Popol Vuh galten leider auch als Band aus der zweiten Reihe. Umso mehr wurde es Zeit für das Remaster von fünf Alben auf CD (auch als LP-Set erhältlich) plus Bonustracks. „Aguirre“ für Werner Herzog (1972) bleibt ihr beeindruckendstes Werk. Eskapistischer New Age und indische Spiritualität bilden ein Missverhältnis zum Film, nicht nur weil das Drama in Lateinamerika spielt, sondern weil der Score weiser und perspektivischer klang als „Aguirre“-­Darsteller Klaus Kinskis wütendes Verharren im Jetzt.

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Das Boxset beinhaltet mit dem ­Debüt, „Affenstunde“ (1970), sowie „Hosi­anna Mantra“ und „Einsjäger & Siebenjäger“ auch erste Werke, die mit ihren Erd- und Tiergeräuschen noch deutlicher an die Weltmusik angelehnt sind und als Geburtsstunde des Moog-Synthesizers in Deutschland bezeichnet werden. Ironischerweise nimmt „Affenstunde“ Bezug auf eine Frühzeit unseres Planeten, in der es den Menschen mit seinen ­In­strumenten noch gar nicht gab. (­BMG)